Inhaltsverzeichnis
Start: Randsverk
Ende: Tynset
Distanz Abschnitt: 153,4 km
Wandertage: 6,5
Gesamtstrecke: 542,6 km
Tag 36 – 37: Randsverk – Otta
20.06. – 21.06.2022 | 14,1 km | 22,3 km
Wieder alleine zu laufen, fühlt sich zunächst ungewohnt an. Wir haben uns schnell an die angenehme Gesellschaft gewöhnt. Unser Weg führt uns zunächst in Richtung Otta, von wo aus wir nach einem Ruhetag in Richtung Rondane Nationalpark weiterwandern wollen. Über kleine Pfade und Nebenstraßen brauchen wir nach Otta noch zwei Tage. Und mir tun schon wieder die Füße weh. Irgendwas ist immer. Jetzt geht es dem Knie besser, aber ich habe das Gefühl, dass die Füße am Limit sind.
Unterwegs bekommen wir unerwarteten tierischen Besuch: Direkt an unserem Zeltplatz kommen zwei freilaufende Pferde vorbei. Sie sind ziemlich neugierig und interessieren sich sehr für Lando. Das ist Lando nicht ganz geheuer und wir haben alle Hände voll zu tun, die Pferde von ihm fernzuhalten.
In Otta steht uns zum Glück ein Ruhetag bevor. Als wir am Abend ankommen, beziehen wir eine kleine Hütte. Da der Campingplatz etwas außerhalb des Ortes liegt und wir keine Lust haben, noch zwei Kilometer pro Richtung zu laufen, bestellen wir uns heute eine Pizza.
Tag 38: Pausentag in Otta
22.06.2022
An unserem Pausentag besuchen wir den örtlichen Tierarzt. Landos Blutohr kann vorerst so bleiben. Der Arzt könnte es auch punktieren, aber da das unter Narkose erfolgen muss, kann er uns an diesem Tag nicht mehr schnell dazwischen schieben. Und am nächsten Tag schließt er seine Praxis – für immer. So haben wir Glück, dass wir überhaupt noch mit ihm sprechen können. Er versichert uns, dass das Ohr auch so heilen wird und keine Gefahr für das Gehör besteht. Allenfalls wird sich das Ohr etwas verziehen und anders aussehen als die andere Seite. Damit können wir leben.
Mit Tierarztbesuch, Einkaufen und Wäsche waschen geht der Ruhetag viel zu schnell vorbei. Am Abend treffen wir uns noch mit Sophie und Markus, die ebenfalls den NPL laufen und mit denen wir in den letzten Wochen schon per Chatgruppe im Austausch standen. Endlich kreuzen sich unsere Wege.
Tag 39: Otta – Rondvassbu
23.06.2022 | 24,4 km
Am nächsten Morgen gibt es ein fürstliches Frühstück mit Haferflocken, Erdbeeren und Blaubeeren. Ein Traum, wenn man unterwegs selten frisches Obst oder Gemüse bekommt. Dann geht es los in Richtung Rondane Nationalpark.
Es geht stetig bergauf, die Sonne scheint für unseren Geschmack heute etwas zu stark und der Schweiß rinnt uns über die Gesichter. Es sind um die 25 Grad und nach Landos Meinung ist das eindeutig zu warm. Er wird immer langsamer und schließlich trägt Manuel seine Taschen ein gutes Drittel des Weges. Da ist es gut, dass der Weg heute ansonsten recht einfach zu gehen ist. Auch nach dem Schild, das die offizielle Grenze zum Nationalpark Rondane markiert, geht es auf einer Fahrstraße weiter bis zur Hütte. An der Rondvassbu, der größten Hütte in Rondane, angekommen, erwartet uns ein kleines Lagerfeuer. Die Norweger feiern heute, am Vorabend von St. Hans, den längsten Tag des Jahres.
Tag 40: Rondvassbu – Straumbu
24.06.2022 | 19,1 km
Durch das Illmandalen, welches eines der schönsten Täler in Rondane sein soll, geht es am nächsten Tag bei bestem Wetter weiter. Doch nach einigen Stunden bin ich wie benebelt und schleppe mich nur noch bergab zur nächsten Hütte, Bjørnhollia. Dort finden wir endlich den ersehnten Schatten, erstehen einen Kaffee und machen eine längere Pause.
Aber wir haben uns vorgenommen, noch weiter zu gehen, und so stehen wir wenig später wieder in der Sonne. Gleich hinter der Hütte verlassen wir den Rondane Nationalpark schon wieder. Als wir zwei Stunden später endlich die Baumgrenze erreichen, kann ich wieder etwas klarer denken. Selten war ich so dankbar für etwas Schatten und einen guten Birkenwald.
Als wir unser Zelt aufschlagen, warten die Mücken bereits auf uns. Erstmals auf dieser Tour benutzen wir unser Mückenspray. An einem Bach waschen wir Schweiß und Sonnencreme ab. Obwohl wir uns dabei Dutzende von Mückenstichen einfangen, fühlen wir uns danach direkt besser.
Tag 41: Straumbu – Sølnsjøbekken
25.06.2022 | 23 km
Am nächsten Morgen frühstücken wir angesichts der Mückensituation auf einem nahe gelegenen Rastplatz. Hier gibt es eine Dachterrasse, Toiletten und sogar ein kleines Café. Welch ein Luxus für das Wandererherz. Da das Wetter nur noch zwei Tage gut bleiben soll, beschließen wir, statt des geplanten Weges, der uns weiter in die Berge führen sollte, nach Norden abzubiegen und den Campingplatz in Tynset für einen ungeplanten Pausentag anzusteuern. Das angekündigte Gewitter lässt sich hier sicher besser aussitzen. Unterwegs treffen wir Sophie wieder, mit der wir einen halben Tag gemeinsam wandern. Nach einem kühlen Getränk an der Breisjøseterhütte trennen sich unsere Wege allerdings schon wieder. Auch wenn wir Sophie übermorgen wieder treffen, hat eben jeder NPLer seine eigene Route.
Auf dem weiteren Weg kommen wir an einer Steilwand vorbei, in der ein Raufußbussard brütet. Immer wieder fliegt er laut kreischend über unsere Köpfe hinweg und wir verfolgen ihn fasziniert. Da wir aber kein Internet haben, können wir ihn erst am nächsten Abend im Hotel identifizieren.
Doch zuvor steht eine Nacht im Zelt in den Bergen an. Wir zelten in einem Taleinschnitt und über uns hängt eine bedrohliche Wolke. Immer wieder zerren einzelne Böen an unserem Zelt. Wir sichern alle Heringe extra mit Steinen für den Fall, dass das Wetter auf uns zukommt. Doch es bleibt ruhig.
Tag 42: Sølnsjøbekken – Alvdal
26.06.2022 | 26 km
Erst als wir am nächsten Morgen unser Zelt abbauen, kommt die Wolke näher. Wir beeilen uns und inzwischen sitzt jeder Handgriff. In Windeseile und ohne Worte haben wir alles verstaut und gerade als wir die Regenjacken überziehen, erreicht uns der Wolkenbruch. Wir sind selbst ein wenig erstaunt, wie reibungslos der Abbau geklappt hat.
Der Weg führt uns heute zurück zur Straße und auf Schotter geht es nun viele Kilometer bis nach Alvdal. Die Strecke zieht sich heute endlos und als wir wieder Internetempfang haben, buchen wir eine Hotelübernachtung.
Ohne dieses Ziel vor Augen hätten wir die 28 Kilometer bis dorthin wohl kaum geschafft. Am Abend bin ich so müde, dass mir selbst der kurze Weg zur Hotellobby endlos lang vorkommt. Doch mein knurrender Magen motiviert mich. Heute Nacht schlafe ich tief und fest. Und der Bezug der Hotelbetten fühlt sich so himmlisch gut an. Auf den DNT-Hütten muss man immer seinen eigenen Liner mitbringen und so ist es heute etwas ganz Besonderes, in einem frisch bezogenen Bett zu schlafen.
Tag 43: Alvdal – Tynset
27.06.2022 | 24,5 km
Noch eine letzte Etappe führt uns nun nach Tynset. 25 Kilometer, davon ein guter Teil auf Asphalt, der Rest auf Nebenstraßen, die wie im Flug vergehen. Es ist heiß und über uns grollt schon der Donner. Schließlich erreicht uns das Gewitter und ein heftiger Regen ergießt sich über uns. Ziemlich nass erreichen wir Tynset und machen es uns in der kleinen Hütte gemütlich.
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