Bei strahlendem Sonnenschein frühstücken wir mit Blick auf den Fluss Laisälven. Hier am Delta fließt er gemächlich dahin und das Wasser scheint fast zu stehen. Während wir zusammenpacken ziehen bereits einige Wolken auf und uns wird klar, dass das Wetter auf unserem Weg zur Sjnulttjie Hütte nicht so toll bleiben wird. Die Etappe beginnt im Wald, aber heute wirkt er freundlicher, ist leichter zu begehen. Nach etwa einer Stunde stehen wir wieder am Laisälven: hier schießt das Wasser unter der ersten Brücke des Tages in mächtigen Stromschnellen flussabwärts.
Staunend schauen wir auf das tosende Wasser und legen direkt die erste Pause ein. Manuel packt die Kamera aus und macht einige Aufnahmen, während ich in der Sonne sitze und fasziniert auf den Fluss blicke. Die Kraft des Wassers ist gewaltig, trotzdem ist es glasklar und die Steine am Ufer und auf einigen Flussinseln sind rund geschliffen. Es muss Zeiten geben, zu denen dieser jetzt schon ziemlich große Fluss deutlich mehr Wasser führt.
Anglerglück am Bárasjuhka – 20 Fische sind nicht genug
Wir reißen uns vom Anblick des Laisälven los und laufen weiter. Eine Blumenwiese liegt nun rechts und links des Weges, was sehr ungewöhnlich für den Kungsleden ist. Schon bald hören wir das nächste Wasser rauschen und nach einem Knick im Weg laufen wir eine Weile direkt am Ufer des Bárasjuhka entlang. Der mächtige Strom ist einer der größten Zuflüsse des Laisälven und er erzeugt ein angenehmes Lüftchen. Dazu setzt ein leichter Nieselregen ein, der uns eine willkommene Abkühlung bietet.
Auf dem Weg zur nächsten Brücke kommt uns ein Schwede entgegen. Er ist mit einer Gruppe Angler unterwegs, denen wir wenig später begegnen. Er erklärt uns, dass sie dieses Jahr kein Angelglück hatten: in der Gruppe von zehn Personen konnten sie lediglich 20 Fische fangen. Für mich hört sich das viel an, aber er scheint anderes gewöhnt.
Jetzt geht es wieder bergauf
Wir queren den Fluss Bárasjuhka an einer weiteren Brücke, an der wir auch eine kleine aber gut ausgestattete Schutzhütte finden. Vor allem der Holzvorrat ist beachtlich, hier könnte man im Winter ordentlich einheizen! Für uns geht es von der Hütte aus den Berg hinauf. 350 Höhenmeter haben wir vor uns. Weiterhin fühlen wir uns aber erstaunlich gut, vor allem als wir endlich wieder die Waldgrenze erreichen, die Mücken weniger werden und die Blicke weiter. Beim Blick zurück sehen wir den Pieljekaise, an dem wir am ersten Tag vorbeigelaufen sind. Und auch vor uns liegen spannend aussehende Berge, teilweise noch mit einigen Schneefeldern bedeckt.
Oben angekommen erstreckt sich vor uns eine gewaltige Hochebene. Wir machen eine kurze Rast und essen einen Teil unserer Snacks, die wir uns morgens für den Tag in die Hüftgurttaschen gesteckt haben. So haben wir immer schnell etwas griffbereit und müssen den Kocher nicht auspacken.
Überall Mücken und Käfer auf Paarungsflug auf unserem Weg zur Sjnulttjie-Hütte
Leider endet die Hochebene schon bald wieder und damit auch der nette Teil des Tages. Nun geht es wieder in den Wald und der Weg wird anstrengend. Wir erreichen ein Vogelschutzgebiet, in dem man nur an zwei Stellen übernachten darf. Unser Ziel ist die erste Übernachtungsstelle, die Hütte mit dem süßen Namen Sjnulttjie. Obwohl es höchstens noch fünf Kilometer bis zu unserem Ziel sind, zieht sich der Weg dorthin ewig.
Überall um uns herum sind kleine Seen und wir können uns gut vorstellen, dass sich Vögel hier wohlfühlen. Wir sehen jedoch keine Vögel. So richtig schön finden wir den Kungsleden seit Jäckvik bisher nicht. Wir haben aber Hoffnung auf den Teil nach Ammarnäs. Bis dahin kämpfen wir mit Mücken und einer Horde Käfer auf Paarungsflug.
Vogelschutzgebiet
Im Vogelschutzgebiet rund um die Hütte Sjnulttjie nistet die weltweit bedrohte Zwerggans. Sie ist die seltenste Gänseart Europas. In Lappland nisten Schätzungen zur Folge nur noch etwa 60-90 Paare, unter anderem in diesem Vogelschutzgebiet. Daher ist es zwischen dem 09.05. und 14.08. verboten das Gebiet zu betreten. Einzige Ausnahme ist der Kungsleden. Hunde dürfen auf dem Kungsleden mitgenommen werden, müssen aber angeleint auf dem Weg geführt werden. Übernachtungen sind nur an zwei markierten Stellen erlaubt. Eine davon ist die Sjnulttjie Hütte.
Heute Abend liegen die Nerven an der Sjnulttjie Hütte blank
Als wir endlich an der Hütte ankommen liegen die Nerven blank. Selbst Lando ist völlig durch von den lästigen Insekten. Wir verfrachten ihn erstmal in die Hütte und bauen schnell unser Zelt auf. In der Hütte selbst wollen wir nicht schlafen, denn nach der ersten halben Stunde im Inneren sind wir uns einig: die bekommen wir niemals mückenfrei und die Luft ist schnell verbraucht, wenn man die Fenster geschlossen halten muss. Für das Abendessen nutzen wir die Hütte aber, denn so haben wir wenigstens ein bisschen Platz sowie einen Tisch und Sitzgelegenheit.
Nach dem Essen bringen wir unsere kompletten Rucksäcke ins Zelt und öffnen diese anders als sonst erst im Inneren. Dann bauen wir unseren Schlafplatz auf. Müde fallen wir direkt ins Bett, während um uns herum die Mücken laut surren. Lando darf unter diesen Umständen natürlich auch mit uns im Zelt schlafen.
Schutzhütte Sjnulttjie
Etwas abseits des Kungsleden liegt die kleine Schutzhütte Sjnulttjie. Im Inneren findet sich die typische Ausstattung schwedischer Schützhütten: ein Tisch mit Bank, ein Kamin, ein wenig Feuerholz und ein Besen. Direkt neben der Hütte finden wir einen einigermaßen ebenen Zeltplatz. Viele weitere Plätze gibt es hier nicht, da der krautige Bewuchs den feuchten und steinigen Boden bedeckt.
Wärdshus Bäverholmen
Beschreibung
Das Wärdshus bietet insgesamt 35 Schlafplätze. Rund um das Gästehaus kann man auf der Wiese zelten und im Preis inbegriffen ist auch die Nutzung von Duschen und Toiletten. Restaurant und Sauna sind ein zusätzliches Highlight.
Tag 3: Bäverholmen - Sjnulttjie
Profil
Beschreibung
Die Etappe von Bäverholmen nach Sjnulttjie ist anstrengend: obwohl der Weg gut zu gehen ist, nerven uns Mücken und Käfer auf dieser Etappe! Achtung bei der Übernachtungsplanung: im Vogelschutzgebiet darf man nur an ausgewiesenen Stellen campen.
Sjnulttjie
Beschreibung
Im Inneren der Sjnulttjie Hütte findet sich die typische Ausstattung schwedischer Schützhütten: ein Tisch mit Bank, ein Kamin, ein wenig Feuerholz und ein Besen. Direkt neben der Hütte finden wir einen einigermaßen ebenen Zeltplatz.