Auf der Suche nach einer Wanderung mit tollen Blicken im Süden Norwegens sind wir zwangsläufig auf die bekannte Wanderung über den Besseggen Grat gestoßen. Die Sicht von dort oben scheint auf den Fotos atemberaubend schön. Da wir jedoch die Touristenmassen eher meiden, zögern wir. Auf der Suche nach Alternativen zur Tour auf den Besseggen Grat finde ich schließlich die Knutshøe. Die Tour ist als Rundtour etwa 14,2 Kilometer lang und man braucht keinen Bootstransfer. So sind wir komplett unabhängig und können ganz unser Tempo gehen.
Wanderung auf die Knutshøe
Länge | 14,2 km |
Höhenmeter | ca. 560m hoch und wieder hinunter |
Dauer | 5-6 Stunden |
Parken | Der Parkplatz ist recht klein, ein zweiter Parkplatz befindet sich in ca. 1 Kilometer Entfernung. Parken entlang der Straße ist im Notfall auch möglich. |
Wanderrichtung | Zuerst auf die Knutshøe und dann durch das Tal zurück. So lauft ihr immer in Richtung des tollen Blickes. Zurückschauen lohnt sich trotzdem! |
Wanderzeit | Auch an der Knutshøe ist was los! Wir haben am nächsten Morgen (Samstag) gesehen, wie sich an der ersten Kletterstelle eine lange Schlange von mehr als 20 Personen gebildet hat. Meidet das Wochenende, die Hochsaison oder weicht auf den Nachmittag aus. Dann habt ihr den Weg fast für euch. |
Wanderung mit Hund | Zwei kniffelige Kletterstellen, eine direkt am Anfang und eine kurz vor dem Gipfel. Euer Hund wird dort Unterstützung brauchen. Nur für eingespielte Hund-Mensch Gespanne oder Hunde die sich gut im Rucksack tragen lassen. |
Tagesbeginn mit trüben Wetteraussichten
Unser Tempo heißt übrigens, dass wir morgens immer etwas später dran sind. Früh aufstehen ist nichts für uns, erst recht nicht im Urlaub. Und so sitzen wir auch noch gegen 12 Uhr am Frühstückstisch im Wohnmobil und schauen in den trüben, regnerischen Himmel. Eigentlich sollte das Wetter besser sein. Wir fragen uns, ob die Tour heute überhaupt Sinn macht. Naja zunächst einmal packen wir alles zusammen und fahren die 20 Minuten, die uns noch vom Wanderparkplatz trennen. Und diese 20 Minuten Fahrt machen dann tatsächlich den Unterschied. Als wir ankommen, reißt der Himmel gerade auf.
Geheimtipp Knutshøe? Wohl nicht – der Parkplatz ist schon voll als wir ankommen
Der Wanderparkplatz ist jetzt – gegen 13:30 Uhr – jedoch bereits komplett vollgeparkt. Selbst an der Seite der Straße parken die Autos. Wir fahren daher einen Kilometer zurück, wo es einen zweiten Parkplatz gibt. Von hier ist die Tour etwa 1,5 Kilometer länger, aber dafür parken wir hier gut. Schnell noch ein paar Sachen zusammengepackt und gegen 14 Uhr starten wir.
Die Tour ist mit 5-6 Stunden Wanderzeit angegeben und die Sonne geht jetzt Anfang September gegen 20:30 Uhr unter. Müsste also passen. Die Knutshøe ist bereits vom Parkplatz aus komplett zu sehen und der Grat sieht von hier unten beeindruckend aus. Schnell sind wir am Fuße des Berges angekommen und von nun an heißt es bergauf gehen.
Hund auf der Knutshøe – ob das eine gute Idee ist?
Im Internet habe ich übrigens unterschiedliche Meinungen darüber gelesen, ob man den Weg über die Knutshøe mit Hund gehen kann. Von “kann jeder Hund ohne Probleme gehen” bis “jeder der hier einen Hund mitnimmt ist ein Tierquäler” habe ich alles gelesen. Wir wollen uns daher eine eigene Meinung bilden.
Bereits kurz nachdem es bergan geht, erreichen wir die erste Schlüsselstelle, an der eine kleine Kletterpartie ansteht. Auch als Mensch sollte man jetzt schwindelfrei sein. Wer dies ist und die Ruhe bewahrt, wird hier allerdings auf keine großen Probleme stoßen. Für Lando sieht es allerdings anders aus. Während Manuel ihn von oben leitet, unterstütze ich ihn indem ich ihn von unten hochschiebe.
Was hier vielleicht einfach klingt, war in Wirklichkeit ganz schön knifflig. Meine Knie waren nach der kurzen Kletterstelle mit Lando schon etwas weich. Überlegt euch daher gut, ob ihr diese Tour mit Hund gehen wollt. Er sollte dann schon ein sicherer Kletterer sein, der euch vertraut und die Ruhe bewahrt. Alternativ kennen wir auch Menschen, die kleinere Hunde in solchen Situationen im Rucksack mitnehmen.
Der Grat der Knutshøe ist einfach zu begehen
Nach der Kletterpartie steigen wir gemächlich immer weiter auf. Der Grat ist an keiner Stelle besonders schmal, sodass die Tour abgesehen von den Kletterstellen einfach ist. Allerdings sehen wir den Gipfel lange nicht, sodass nach jeder Kuppe eine neue Kuppe wartet. Vor dem eigentlichen Gipfel geht es nämlich nochmal einige Höhenmeter wieder hinunter, bevor es erneut sehr steil wird.
Auf den letzten Metern vor dem Gipfel wartet die zweite Kletterstelle. Kurz zuvor kommen uns noch drei Norweger entgegen, die sich erstaunt zeigen, dass wir es mit Lando bis hier oben geschafft haben. Sie selbst haben es irgendwie geschafft die erste Kletterstelle zu umgehen. Trotz ihrer Erklärung und einem späteren Blick in die Karte wird uns allerdings nicht klar, wo sie hergewandert sind. Übrigens bleiben die drei die einzigen Menschen, denen wir auf dieser Tour begegnen.
Klettern mit Hund will geübt sein
Aber zurück zur zweiten Kletterstelle. Diese erscheint mir deutlich ausgesetzter, hier kann man schon einige Meter abstürzen, wenn man nicht aufpasst. Und anders als die Passage am Anfang ist diese hier etwas länger, sodass wir beide gleichzeitig in der Wand stehen und Lando in der Mitte. Lando bleibt super ruhig und lässt sich von uns genau an die richtigen Stellen leiten. Während Manuel weiter aufsteigt, bleibt er sitzen. Dann steige ich ein Stück hinterher, suche mir einen sicheren Stand und helfe Lando beim Aufstieg. Manuel sichert ihn von oben ab.
Die zweite Kletterstelle ist nach etwa einer Viertelstunde auch gemeistert, ein Hund im Taschenformat wäre hier aber sicher praktischer gewesen. Noch ein paar Schritte und dann stehen wir auf dem Gipfel! Die Sicht auf den türkisblauen Gjende auf der einen Seite sowie den Fluss Øvre Leirungen und dem Leirungsdalen mit dem Flussdelta ist beeindruckend. Zudem strahlt die Sonne was das Zeug hält und die warmen Klamotten haben wir definitiv umsonst auf den Gipfel getragen.
Nach dem Gipfel gestaltet sich der Rückweg einfach
Beim langsamen Abstieg auf der anderen Seite des Grates kann man auch ein ähnliches Foto machen, wie auf dem Besseggen Grat: auch hier sieht man zwei Seen, die nur durch ein schmales Stück Fels getrennt werden. Ich finde aber das Flussdelta in den Herbstfarben noch viel beeindruckender als die Fotos die ich vom Besseggen Grat gesehen habe. Jede der beiden Touren lohnt sich aber vermutlich, da sich die Blicke dann doch unterscheiden.
Nach dreieinhalb Stunden Aufstieg geht der Rückweg übrigens sehr schnell. Wir sind pünktlich zum Sonnenuntergang wieder am Wohnmobil und brauchen vom Gipfel bis hierher nur zweieinhalb Stunden. Der Weg durch das Tal ist einfach zu gehen aber auf jeden Fall auch noch den ein oder anderen Blick wert. Während der See im weichen Abendlicht glatt und glasklar vor uns liegt, geht in unserem Rücken die Sonne langsam unter und taucht die Berge in ein mystisches Licht!
Start/Ziel
Beschreibung
Start und Ziel ist ein Parkplatz direkt neben der Straße FV 51. Ein Stück weiter gibt es noch einen größeren und besser befestigten Parkplatz, der gut ausgeschildert ist. Als wir wandern wollten war dieser jedoch voll.
Knutshøe
Profil
Beschreibung
Oft lesen wir in der Beschreibung von Spazierrunden, die auf breiten Feldwegen verlaufen, dass zwingend Trittsicherheit und gute Kondition notwendig sind. Auch wenn dies in unseren Augen viel zu oft und geradezu inflationär genannt wird, ist zumindest Trittsicherheit für die Rundtour über den Rücken der Knutshøe erforderlich. Auch eine gewisse Grundfitness ist hilfreich. Es gilt etwa 560 Höhenmeter auf und wieder abzusteigen. Teilweise ist der Weg so steil, dass er in leichte Kletterei übergeht.
Wir sind den Weg erfolgreich mit Lando gegangen. Es ist also definitiv möglich, diesen Weg mit Hund zu gehen. Allerdings solltet ihr ein gutes Hund-Mensch-Team sein: Lando brauchte in den Kletterstellen unsere Unterstützung und es klappte nur, weil er uns in solchen Passagen absolut vertraut. Ein Hund der panisch reagiert, kann hier zur ernsten Gefahr für sich und andere werden.