Gestern hatten wir kurz Empfang im Handynetz und konnten den Wetterbericht abrufen: Es soll heute ab dem Mittag für einige Stunden regnen. Eigentlich wollen wir deswegen heute früh aufstehen und dem angekündigten Regen schon ein bisschen vorweglaufen. Auf unserem heutigen Abschnitt des Kungsleden gibt es auf halbem Weg nach Aktse eine Schutzhütte, in der wir den Regen trocken abwarten könnten.
Auf den Wetterbericht ist nicht immer Verlass
Unser Wecker steht also früh auf fünf Uhr. Gegen drei Uhr fängt es jedoch erst leicht, dann immer stärker an zu regnen. Unser schöner Plan ist dahin. Wir nehmen es gelassen und bleiben noch bis halb elf liegen. Die Wetterberichte hier oben sind oft ohnehin nur ein grober Anhaltspunkt. Immerhin hört der Regen wie angekündigt nach einigen Stunden auf und wir können trocken weiterziehen.
Ein Hauch von San Francisco auf dem Kungsleden
Kurz vor unserem Schlafplatz quert der Kungsleden den Fluss Gállaktjåhkå. Er wird von einer Hängebrücke überspannt, die uns in ihrem dunklen Rot an die Golden Gate Bridge erinnert, die Manuel und ich 2014 zusammen besucht haben. In Sichtweite der roten Brücke füllen wir unsere Wasservorräte für den Tag auf und ziehen auf dem Kungsleden Richtung Aktse los.
Die Dürre des Sommers hat auch den Kungsleden erreicht
Die Wolken hängen heute tief am Himmel und verdecken die Gipfel des Sareks zu unserer linken Seite. Trotz des Regens bemerken wir heute den Wassermangel, der hier oben gerade herrscht. Ein Flussbett liegt komplett trocken und auch einige kleine Tümpel kann man nur noch an fehlender Vegetation und zurückbleibenden Mulden erkennen. Wir gehen über eine Hochebene, von der man sicher einen tollen Blick hätte, wenn die Wolken nicht wären. So laufen wir durch ein Gewaber aus Nebel bis der Kungsleden wieder bergab und in Richtung des Sees Laitaure geht, an dessen anderen Ufer schon die STF Aktse Fjällstugan liegt. Dort steht die erste längere Ruderpassage dieses Abschnitts an.
Das ewige Thema: rudern oder nicht rudern?
Während Manuel der Meinung ist, dass wir auf jeden Fall das Motorboot bestellen müssen, möchte ich gerne rudern. Als ich 2012 hier unterwegs war, habe ich alle Seen aus eigener Kraft überquert. Wir vertagen die Entscheidung bis wir am See stehen. Dort checken wir die Ruderboote und stellen fest, dass zwei auf unserer Seite liegen: Wir müssen also nicht dreimal rudern. Während ich noch versuche Manuel davon zu überzeugen, dass er um das Rudern nicht drum herum kommt, erscheint in der Ferne ein Motorboot und bewegt sich auf uns zu.
Bootspassage Laitaure
Die Ruderpassage über den Laitaure ist etwa 4 km lang. Es gibt zusätzlich die Möglichkeit diese per Motorboot zurückzulegen. Letzteres wird vom Hüttenwirt betrieben und fährt zu festen Fahrzeiten. Man kann es von der südlichen Seeseite auch rufen, indem man eine Fahne am Anleger hisst.
Kosten:
Erwachsene (ab 16 Jahre): 200 SEK
Kinder (5 – 15 Jahre): 100 SEK
Kinder (0 – 4 Jahre): kostenfrei
Barzahlung oder Kartenzahlung auf der Hütte
Fahrplan (21. Juni bis 23. September):
Aktse – Laitaure: 9:00 Uhr und 17:00 Uhr
Laitaure – Aktse: 9:15 Uhr und 17:15 Uhr
Mehr Infos unter: swedischtouristassociation.com
Da das Boot jetzt ungerufen zu uns gekommen ist, kann auch ich mich nicht mehr widersetzen und wir steigen ein. Es bleibt ja noch eine Ruderpassage. Das Boot wird übrigens vom Hüttenwirt betrieben. Trotzdem wir in Aktse übernachten wollen müssen wir es im Vorhinein bezahlen.
Vor Aktse gibt es ein richtiges Wegesystem aus Stegen
Ich gebe zu, die Überfahrt mit dem Motorboot ist durchaus komfortabel und nach dem langen Tag auf jeden Fall verlockend. Das Gefühl von unberührter Wildnis macht sie aber ein ganz kleines bisschen kaputt. Auf der anderen Seite angekommen, laufen wir über gut ausgebaute Stege den letzten Kilometer bis hoch zur Hütte. Dort übernachten wir auf der Zeltwiese, um in den Genuss der dortigen Sauna zu kommen!
STF Fjällstuga Aktse
Die Hütte in Aktse ist Ausgangspunkt für Wanderungen in den Sarek oder willkommene Übernachtungsmöglichkeit auf dem Kungsleden. Bei gutem Wetter ist eine Tagestour auf den Skierffe mit seiner fast 700 Meter hohen Steilwand ein absolutes Muss! Von hier hat man einen unvergleichlichen Blick ins Rapadalen mit dem Delta des Rapaälv.
Ausstattung:
Die Hütte liegt in der STF Kategorie von 26 bis 50 Betten und ist somit eine mittelgroße Hütte. Zusätzlich gibt es eine Sauna, einen Shop, und eine Küche für Tagesgäste. Das Mitbringen von Haustieren wie etwa Hunden ist gestattet. Es gibt einen speziellen Hunderaum.
Bezahlung:
Bar oder mit Kreditkarte
Mehr Infos unter: swedishtouristassociation.com
Zelten an den Hütten hat Vorteile
2012 bin ich schonmal diesen Teil des Kungsleden gewandert, ohne jedoch an den Hütten zu übernachten. Heute mache ich gerne an den Hütten Halt, um deren Infrastruktur wie Toiletten, Mülleimer, Sauna oder den Shop zu nutzen. Dafür zahle ich bereitwillig die Übernachtungsgebühr und unterstütze damit den lokalen Tourismus ein kleines bisschen. Auch wenn man zeltet, kann man die Küche, den Aufenthaltsraum und vor allem die Sauna mitbenutzen. Zusätzlich ergibt sich stets die Gelegenheit, Leute kennen zu lernen, die man oft auf einem anderen Wegabschnitt wiedertrifft. In Aktse beispielsweise haben wir ein schwedisches Pärchen unseres Alters getroffen, denen wir in den nächsten Tagen noch häufiger begegnet sind.
Zeltplatz am Gállaktjåhkå
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Tag 9: Gállaktjåhkå - Aktse
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STF Aktse Fjällstuga
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