Die Nacht war sternenklar und eiskalt. Landos Wasser ist am Morgen in seinem Napf gefroren! Wir packen zusammen und gehen das kurze Stück zurück zum Kungsleden. Heute laufen wir erstmal in Richtung der Hütte am Teusajaure, bis zu der es nur neun Kilometer sind. Dort erwartet uns die letzte Seequerung und wir wollen auf jeden Fall noch auf die andere Seite rudern und uns dann auf dem Weg nach Vakkotavare ein nettes Plätzchen suchen.


Am Horizont erblicken wir die verschneiten Gipfel des Sarek
Von Kaitumjaure aus folgen wir eine Zeit dem Kaitumjåkka. Dann geht es hinauf auf die Hochebene Muorki. Hier haben wir einen sehr weiten Blick. Vor allem als wir uns dem Teusedalen nähern, erblicken wir Richtung Osten einige verschneite Gipfel des Stora Sjöfallet Nationalparks. Ich kann mich an dieser gewaltigen Landschaft hier draußen in Lappland einfach nicht sattsehen und bin nach wie vor fasziniert.







Nach Teusajaure hinunter führt ein steiler Abstieg. Der Weg windet sich in Serpentinen durch ein Birkenwäldchen hinab zur Hütte. Neben uns fließt ein Bach, der sich seinen Weg in kleinen Wasserfällen ins Tal bahnt. Dabei haben wir immer wieder einen tollen Blick in das Tal und auf den See. Auf der anderen Seeseite sehen wir schon, wo der Kungsleden uns wieder hinauf auf das nächste Plateau führen wird. Das wird wohl ein ganz schön anstrengender Aufstieg!







Rudern oder nicht rudern – das ist hier die Frage!
Am Seeufer angekommen überredet Manuel mich, doch nicht zu rudern, sondern die bequeme Überfahrt mit dem Motorboot zu nehmen. Das Thema „selbst rudern“ wird uns übrigens auch auf unseren Wanderungen in den kommenden Jahren immer wieder verfolgen. Manuel hat eine ausgeprägte Aversion gegen nicht motorisierte Boote. Wir klopfen also beim Hüttenwirt an und erfahren, dass er uns nur etwa 10 Minuten später rüberbringen kann, da auf der anderen Seite bereits Wanderer auf ihn warten. Das passt ja perfekt!
STF Hütte Teusajaure
Diese Hütte ist wunderschön direkt am Strand des Teusajaure gelegen. In diesen kann man übrigens nach einem warmen Saunagang springen, wenn man sich nicht vor der Kälte abhalten lässt.
Betten: 26-50
Shop: ja
Sauna: ja
Bezahlung: Cash oder Kreditkarte
Weitere Infos: swedishtouristassociation.com



Wir verbringen die Minuten bis zur Abfahrt an dem schönen Kiesstrand des Teusajaure, der im Zwielicht der wenigen Sonnenstrahlen, die sich zwischen den dicken Wolken durchmogeln, eine ganz besondere Stimmung hat.
Bei der Fahrt über den See ist es ziemlich windig
Vor der Abfahrt erkundigen wir uns noch danach, ob der Hüttenwirt Alexander gesehen hat und da er dies verneint, nehmen wir an, dass dieser wohl auf die andere Seite gerudert ist. Gestern war ja aber auch top Wetter. Wir genießen erstmal die Überfahrt. Es ist erstaunlich windig auf dem See und ich bin heimlich vielleicht doch ein bisschen dankbar, dass wir nicht mindestens eine Stunde damit verbringen über den See zu rudern.
Am anderen Ufer angekommen stellen wir fest, dass man diese Bootspassage nicht per Karte zahlen kann und der Hüttenwirt zudem sein Portemonnaie mit dem Wechselgeld an der Hütte vergessen hat. Wir haben nur 500 SEK Scheine dabei, und zu unserem Glück erlässt er uns die Fahrtkosten. Da auf der anderen Seite bereits Wanderer den Kanister gehisst hatten, wäre er ja ohnehin gefahren.


Wo kommen denn plötzlich all die Mücken her?
Für uns geht es jetzt wieder steil bergauf. Schnell sind wir durchgeschwitzt und werden von Mücken umschwirrt. Es ist mal wieder Zeit für ein bisschen Mückenspray! Je höher wir kommen, desto besser wird der Ausblick zurück zum See. Und wir bleiben oft stehen und genießen ihn, auch um etwas zu Luft zu kommen.
Auf der Hochebene selbst ist es erstaunlich feucht und sumpfig. Die Mückendichte wächst und wird zu einer echten Plage. Trotz Mückenschutz können wir kaum stehenbleiben. Unser Plan war es ja eigentlich hier oben ein nettes Plätzchen zum Zelten zu finden. Während wir weiterlaufen halten wir auch immer wieder Ausschau nach geeigneten Plätzen, aber so richtig gefällt es uns hier nicht.
Geradeaus oder doch rechts abbiegen? Ein Wegweiser inmitten der Weite Lapplands
Plötzlich weist ein Schild nach Westen mit der Aufschrift „Bro“. Wir sind ein bisschen ratlos, geradeaus scheint der Weg auch weiterzugehen. Ein Blick auf die Karte verrät uns, dass wir geradeaus den Fluss furten müssen oder mit einem Umweg von etwa 500 m über die Brücke gehen können. Der alte Verlauf des Kungsleden furtete den Fluss, der neue führt über die Brücke. Wenn der vom Guolbbantjåhkkå kommende Fluss Schmelzwasser führt, kann es schwierig sein ihn zu furten. Da wir aber spät in der Saison unterwegs sind, ist der Wasserstand gering. Wir entscheiden uns daher zunächst zum Fluss zu laufen und es mit dem Furten zu probieren. Den Umweg zur Brücke können wir ja ansonsten immer noch gehen.
Der Fluss liegt tief in die Landschaft eingegraben. Wir finden ein nettes Plätzchen an der Abbruchkante, wo wir überlegen vielleicht doch schon unser Nachtlager aufzuschlagen. Erstmal machen wir aber eine kleine Pause und dabei machen uns die Mücken schon wieder richtig zu schaffen. Wir brechen fluchtartig wieder auf und wollen noch etwas weiter ziehen.


Und dann passiert es: Manuel rutscht mitten im Fluss aus
Den Fluss trockenen Fußes zu furten erfordert gute Trittsicherheit und etwas Geschick. Wir suchen nach einer guten Stelle und werden fündig. Der Fluss hat hier zwei Ströme ausgebildet, in dessen Mitte es eine kleine Insel gibt. Bis zur Insel schaffen wir es trocken. Dort finden wir einen Kochlöffel, den wir kennen: es ist Alexanders Löffel! Ohje, jetzt ist der Arme auch noch ohne Löffel unterwegs. Wir sammeln den Löffel ein und machen uns an die zweite Hälfte des Flusses. Während ich schon trocken auf der anderen Seite angekommen bin, rutscht Manuel auf einem nassen Stein aus. Bis zum Knie steht er plötzlich im Wasser und der Schuh ist natürlich direkt richtig nass.
Damit steht auch unsere Entscheidung fest: wir laufen die etwa 10 Kilometer bis Vakkotavare heute noch. Dort können wir in der Hütte übernachten und den Schuh am Ofen wieder trocknen.
Sentimental wandern wir dem Ende unserer Tour entgegen
Mit dem Blick auf die Gipfel des Sarek laufen wir über die Hochebene vor Vakkotavare. Der Weg ist einfach zu gehen und führt durch eine Wiesenlandschaft. Hin und wieder durchquert man kleinere Geröllfelder. Uns überholt ein Schwede, der auch auf dem Weg nach Vakkotavare ist. Seine Geschwindigkeit motiviert uns auch noch mal alles rauszuholen, obwohl wir nach dem langen Tag ziemlich müde sind. Schließlich erreichen wir den Abstieg nach Vakkotavare, der steil in einen Birkenwald hinab führt. Neben uns fließt ein kleiner Bach, der uns ins Tal begleitet.


In Vakkotavare sind wir plötzlich wieder in der Zivilisation
Kurz vor Vakkotavare kann man dann bereits ein Windrad und eine Stromleitung sehen. Unten an der Hütte angekommen wirken die Straße und das Auto am Parkplatz völlig surreal auf uns. Nach der Einsamkeit des Fjälls müssen wir uns an diesen Anblick erstmal wieder gewöhnen. Wir sind stolz, dass wir nun unser Ziel erreicht haben. Ein bisschen Wehmut mischt sich jedoch in dieses Gefühl ein, denn so anstrengend die Tour auch war, sie war auch etwas ganz besonderes!
STF Hütte Vakkotavare
Die Hütte liegt direkt am Akkajaure und hat Straßenanschluss. Von hier fährt auch der Bus Richtung Gällivare und Saltoluokta.
Betten: 11-25
Shop: ja
Sauna: nein
Bezahlung: Cash oder Kreditkarte
Weitere Infos: swedishtouristassociation.com
In Vakkotavare treffen wir den Schweden wieder, der vorhin noch vor uns lief. Manuel tauft ihn den “Proteinschweden” nachdem er uns erzählt, dass sein einziger Proviant auf dem Kungsleden Proteinriegel waren. Er freut sich aber genauso wie wir über die Rentiersalami, die uns der Hüttenwirt zur Begrüßung bei unserer späten Ankunft schenkt. Die Hütte ist klein und gemütlich mit dem brennenden Kamin. An einem richtigen Tisch bereiten wir uns noch unser Abendessen zu und fallen dann im Hunderaum in die warmen Betten!
STF Kaitumjaure Fjällstuga
Beschreibung
Tag 8: Katiumjaure - Vakkotavare
Profil
Beschreibung
Der Abschnitt zwischen Kaitumjaure und Teusajaure ist nicht weit (ca. 8,6 km). Wir möchten deshalb noch ein Stück weiterlaufen, um die letzten Kilometer nach Vakkotavare ganz gemütlich laufen zu können. Allerdings wird aus unserem Plan nichts und wir laufen die Strecke nach Vakkotavare in einem Stück.
2 Kommentare
Hi Katharina,
wie seid ihr aus Vakkotavare wieder nach Deutschland gekommen? Ich bin gerade in der Planung für kommendes Jahr und habe hier noch keine gute Information finden können, wie die Rückreise von dort aussehen kann.
Vielen Dank im Voraus 🙂
Hej Marcel,
von Vakkotavare sind wir mit dem Bus nach Gällivare gefahren. Der Bus fährt in der Saison zweimal am Tag. Von Gällivare kannst du mit dem Zug nach Kiruna oder in Richtung Luleå fahren und dann mit dem Verkehrsmittel deiner Wahl zurück nach Deutschland. Wir haben einen Artikel zur Anreise/Abreise für den Kungsleden geschrieben: Anreise zum Kungsleden
Dort findest du alle weiteren Infos und auch Links zur Routenplanung.