Am letzten Wandertag bin ich immer ein bisschen sentimental. Was vor zwei Wochen noch so weit weg erschien ist jetzt plötzlich so greifbar. Auf der anderen Seite freue ich mich allerdings auch darauf nach sechs Jahren wieder einmal nach Saltoluokta zu kommen. Der Ort hat mir gut gefallen und ist in positiver Erinnerung geblieben, obwohl ich damals aus gesundheitlichen Gründen meine Tour auf dem Kungsleden in Saltoluokta abbrechen musste. Dieses Jahr hingegen ist Manuel nicht ganz fit und so passt es gut, dass wir heute in Saltoluokta ankommen.
Die Farben des herbstlichen Fjälls sind ganz besonders intensiv
Heute ist immerhin das Wetter wieder etwas besser. Es ist windig und die Wolken hängen weiterhin tief in den Bergen. Aber zumindest regnet es nicht und der Nebel hat sich etwas gelichtet. Besonders weit kann man trotzdem nicht sehen, da wir durch eine Ebene laufen, die durch in den Wolken liegenden Bergen begrenzt ist. Die Landschaft hier ist karg und man kann sehen, dass der Herbst langsam Einzug hält. Hier und dort leuchtet das Fjäll schon in schönsten Rottönen. Ich würde ja gerne mal zwei Wochen später hier Mäuschen spielen und schauen, wie es dann aussieht. Für dieses Unterfangen müsste ich mir aber mal einen wärmeren Schlafsack kaufen, denn dann wird es doch unter Umständen schon empfindlich kühl. Aber das ist eine andere Baustelle…
Avtsusjvágge bietet uns willkommenen Wetterschutz
Einige Zeit laufen wir über die karge und auf ihre Weise doch bezaubernde Hochebene. Das Wetter beginnt langsam sich zuzuziehen und Manuel, der anfangs noch voraus ging fällt langsam immer weiter zurück. Es scheint ihm wirklich nicht gut zu gehen. Mit den ersten Regentropfen kommen wir an der Schutzhütte Avtsusjvágge an. Innen ist sie mit einem kleinen Ofen, begrenztem Holzvorrat und Pritschen für eine Notübernachtung ausgestattet. Hinter der Hütte gibt es sogar eine Toilette. Uns ist sie willkommener Pausenort und Schutz vor dem einsetzenden Regenschauer.
Nach etwa einer halben Stunde kommt ein älteres schwedisches Paar hinzu. Beide sind nass und suchen ebenfalls Wetterschutz. Leider scheinen sie den Hinweis am Ofen nicht zu verstehen. Dieser fordert dazu auf, den kleinen Holzvorrat nur im Notfall zu benutzen. Jetzt, zum Ende der Sasion sind auch nur noch wenige Reste da. Es ist wirklich nicht kalt in der Hütte und zu meinem Unverständnis beginnt der Schwede umgehend damit, ein Feuer anzuzünden. Dabei ärgert er sich darüber, dass der Abzug gerissen ist und der Rauch in die Hütte zieht. Das hindert ihn jedoch nicht daran, mit seinen Bemühungen das Feuer in Gang zu bringen, fortzufahren.
Saltoluokta ist ein toller Endpunkt für eine Trekkingtour auf dem Kungsleden
Wir verlassen den durch den Rauch nun zunehmend ungemütlicher werdenden Ort und machen uns wieder auf dem Weg. Die kurze Pause hat uns ausreichend ausgeruht und der Regenschauer neigt sich dem Ende. Gestärkt und mit Vorfreude laufen wir weiter über die Hochebene in Richtung Saltoluokta.
Schließlich öffnet sich der Blick und die verschiedenen Stauseen, die sich östlich und westlich von Saltoluokta erstrecken, werden sichtbar. Ein tolles Panorama, auch mit dem Berg Lulep Kierkau, der sich hoch über dem gestauten Luleälv erhebt. Wir können erahnen, wo wir letztes Jahr aus Norden kommend auf der anderen Seite der Stauseen gelaufen sein müssen. Der letzte Abstieg des Kungsleden direkt vor Saltoluokta zieht sich nochmal ganz schön. Zum Schluss geht es hinein in einen wunderschönen Mischwald mit vielen alten Kiefern. Und dann sehen wir auch schon die ersten Häuser der Fjällstation!
Zur Sentimentalität mischt sich jetzt die Freude und Zufriedenheit den Weg gegangen zu sein. Sechs Jahre nach meinem ersten Versuch auf dem Kungsleden war ich diesmal deutlich besser vorbereitet und konnte die Tour dadurch sehr genießen. Was am Ende jedoch immer gleich bleibt, ist die Sehnsucht nach einer Dusche!
STF Fjällstation Saltoluokta
Die Fjällstation in Saltoluokta ist ein guter Start- oder Endpunkt für Wanderungen im Fjäll. Aufgrund der leichten Zugänglichkeit nutzen aber auch Gäste die Infrastruktur Saltoluoktas für (geführte) Tagestouren rund um die Fjällstation. Saltoluokta bietet die Gelegenheit für eine Unterkunft vom eigenen Zelt bis hin zu hotelähnlichen Zimmern. Wer einen besonderen Zimmerwunsch hat, sollte im Voraus reservieren.
Erreichbarkeit:
Die Saltoluokta Fjällstation ist nur zu Fuß aus dem Fjäll oder mit dem Boot MS Langas über den den gleichnamigen See Langas zugänglich. Kebnats – der Haltepunkt auf der gegenüberliegenden Seite des Sees – ist mit dem Auto und auch dem öffentlichen Nahverkehr gut zu erreichen. Infos, Fahrpläne und -karten gibt es auf www.ltnbd.se (englisch) und auf www.sj.se (englisch). Der Bootsfahrplan ist auf den Busfahrplan abgestimmt. Bootstickets können an Bord mit Bargeld oder der Kreditkarte gekauft werden.
Ausstattung:
Saltoluokta ist eine voll ausgestattete Fjällstation. Sie liegt in der STF-Kategorie mit 76-100 Betten. Es gibt neben Duschen mit fließendem warmen Wasser eine Restaurant, einen Shop, eine Sauna, freies Wifi, eine Gästeküche und vieles mehr. An der Rezeption gibt es viele Informationen zu möglichen Tagestouren und auch geführte Wanderungen im Fjäll.
Bezahlung:
Bar oder mit Kreditkarte. Wir konnten unsere Rechnung sogar aufteilen. Einen Teil haben wir mit unseren verbleibenden schwedischen Kronen bezahlt und den Rest mit der Kreditkarte. So mussten wir keine Fremdwährung mit nach Hause nehmen.
Mehr Infos unter: www.swedishtouristassociation.com