Vor einiger Zeit habe ich euch darüber berichtet, dass ich meine alten Wanderschuhe (Hanwag Tatra II Lady GTX) gegen ein neues Paar ersetzt habe. Meine neuen Wanderschuhe sind aber nicht einfach „normale“ Wanderschuhe, sondern Barfußschuhe! Seit etwa einem Jahr besitze ich ein Paar Magna Trail von Vivobarefoot. Manuel tauschte kurze Zeit später seine Meindl Air Revolution 4.1 gegen das Männermodell des Magna Trail. Allerdings können wir – abgesehen von der Farbe – zwischen dem Damen- und dem Herrenmodell bisher keinen Unterschied feststellen.
Unsere Barfußschuhe testen wir seit Beginn des Jahres 2019 intensiv auf unseren Wanderungen, Spaziergängen im Alltag sowie auf einer Trekkingtour im letzten Sommer in Schweden und Norwegen. Wie sich unsere Barfußwanderschuhe bisher schlagen, davon berichten wir heute.
Ein Jahr Härtetest mit unseren Barfußschuhen
Wir haben die Schuhe nun ein Jahr auf jedem beim Wandern erdenklichen Untergrund getestet. Im Winter in Schnee und Matsch, auf Asphalt, Waldboden, Steinen und Wurzeln oder im alpinen Geröll. Dabei wanderten wir sowohl durch flaches als auch durch steiles Gelände. Dazu kommen viele Flussquerungen, bei denen wir die Schuhe getragen haben. Gerade bei letzteren haben wir das gute Gefühl für den Untergrund schnell schätzen gelernt: Steine in Flüssen sind oft glitschig und bemerkt man dies zu spät, landet man komplett im Nassen (alles schon ausprobiert). Mit den Barfußschuhen haben wir uns sehr sicher gefühlt!
Einmal Barfußschuhe, immer Barfußschuhe
Was soll ich sagen? Wir lieben das freie Gefühl, das die Barfußschuhe uns von der ersten Minuten an vermitteln. Sie sind absolut bequem und wir freuen uns auf jede Wanderung. Ich habe anfangs immer recht dünne Socken getragen. Nachdem ich jedoch einmal Blasen an der Ferse bekommen habe, bin ich auf ein dickeres Sockenmodell umgestiegen. So habe ich nun keine Probleme mehr.
Ein Einlaufen, wie unsere dicken Stiefel es erforderten, ist nicht notwendig. Allerdings waren unsere Füße zu Beginn auch nach kürzen Strecken im Wald und ohne Gepäck erschöpft. Schnell haben sie sich aber an die neue Belastung gewöhnt. Mittlerweile können wir auch längere Strecken – wie den Lieserpfad – mit Gepäck problemlos und ohne jedes Anzeichen von ermüdeten Füßen laufen.
Trekkingtour durch Lappland mit Barfußschuhen
Auch auf unserer mehrwöchigen Trekkingtour, die uns im Sommer 200 km durch Lappland führte, haben die Schuhe in Sachen Komfort und Zuverlässigkeit absolut gepunktet. Anfangs waren wir skeptisch, ob sie die richtige Wahl in Kombination mit unseren schweren Trekkingrucksäcken sein würden. Die Vorbehalte stellten sich jedoch als völlig unbegründet heraus. Sowohl Manuel als auch ich fühlten uns in den Schuhen absolut sicher. Im Geröll waren wir sogar trittsicherer als mit den Stiefeln, da wir den Untergrund sehr genau spüren konnten. So setzten wir die Füße besser oder konnten sie korrigieren, wenn wir unsicher standen. Auf Wiesen und feuchten Steinen hatten wir mindestens genau so viel Grip wie in unseren alten Wanderstiefeln, trotz des viel weniger dicken Profils.
Abends waren die Füße jedoch meist müde, besonders nach den besonders langen oder unwegsamen Etappen. Dies war bei mir stärker ausgeprägt, als bei Manuel, aber wir haben es beide gespürt. Diese Müdigkeit fühlte sich jedoch ein bisschen so an, wie zu Beginn unserer Barfußschuherfahrungen. Ein wenig vielleicht wie Muskelkater, weil wir die mehrtägigen Märsche mit schwerem Gepäck teilweise querfeldein nicht zuhause trainieren konnten. Mehr zu unserer Wanderung durch das Grenzgebiet von Norwegen und Schweden kannst du bald in unserem Artikel Lappland 2019 lesen.
Wie wasserdicht ist der Vivobarefoot Magna Trail?
Laut Herstellerangaben sind die Schuhe nicht wasserdicht. Sie sind aber mit einer Neoprenfütterung ausgestattet. Im Praxistest hielten die Schuhe anfangs Wasser recht lange ab. Bei einer Winterwanderung im Schneematsch haben die Schuhe etwa drei Stunden komplett dicht gehalten und in den folgenden zwei Stunden sind meine Füße nur minimal nass geworden. Mit der Zeit verschwindet die Imprägnierung jedoch und die Schuhe werden immer schneller nass. Ohne Imprägnierung hat man bei starkem Regen oder wenn man durch eine feuchte Wiese läuft innerhalb von etwa zehn Minuten nasse Füße. Es ist natürlich möglich die Imprägnierung wieder aufzufrischen, was ich auch von Zeit zu Zeit mache. Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass die Schuhe wie vom Hersteller angegeben nicht wasserdicht sind.
Wasserdichte Socken helfen die Füße trocken zu halten
Um dauerhaft nasse Füße zu vermeiden, haben wir uns als Ergänzung wasserdichte Socken gekauft. Wenn wir vor Tagestouren bereits wissen, dass wir nasse Füße bekommen werden, ziehen wir diese von vornherein an. Auf unserer Trekkingtour haben wir sie als zusätzliches Paar Socken mitgenommen und bei Bedarf die Socken gewechselt. So bleiben die Füße auch bei schlechtem Wetter oder feuchtem Untergrund trocken uns sind die wasserdichten Socken eine tolle Bereicherung zu den Barfußschuhen!
Flussquerung mit Barfußschuhen
Auf unserer Tour in Schweden und Norwegen im Sommer mussten wir recht viele Flüsse queren. Da diese oft etwa knietief und auch etwas breiter waren, bleibt hier garantiert kein Schuh trocken. Schuhe ausziehen und barfuß durch die Schmelzwasserflüsse ist aufgrund der Temperaturen jedoch auch keine Alternative. Außerdem besteht auf den glitschigen aber trotzdem teils scharfkantigen Steinen Verletzungsgefahr für die Füße.
Viele Wanderer, die uns begegnet sind, haben für die Watstellen extra ein zweites Paar Schuhe dabei oder nehmen in Kauf, dass ihre schweren Stiefel vollständig nass und anschließend für Tage nicht wieder richtig trocken werden. Wir dagegen haben vor dem Queren die Socken ausgezogen und die Einlegesohlen aus den Schuhen genommen. Dann sind wir einfach in unseren Wanderschuhen durch den Fluss gestiefelt, haben auf der anderen Seite das Wasser ausgekippt und die trockenen Einlegesohlen wieder eingelegt. Wenn wir dann in den wasserdichten Socken weitergewandert sind, hatten wir absolut trockene Füße! Aber auch mit normalen Socken hatten wir in den Schuhen schon nach einer Stunde wieder ein trockenes Gefühl.
Schneller nass – und viel schneller wieder trocken
Zwar sind die Barfußschuhe wie auch viele Trailrunningschuhe deutlich schneller nass als ein Wanderstiefel mit Membran. Im Gegensatz zu diesen trocknen die Barfußschuhe allerdings auch viel schneller: spätestens am nächsten Tag sind die Schuhe wieder trocken. Wegen des Obermaterials aus Nylon brauchen wir in Trockenräumen keine Angst vor einer zu schnellen Trocknung haben, die Leder bekanntlich nicht gut tut und bei meinen alten Wanderschuhen zu Rissen geführt hat.
Schuhe für jede Jahreszeit?
Anfangs hatten wir Bedenken im Winter an den Füßen zu frieren. Diese können wir aber ausräumen! Dadurch, dass die Füße im Schuh sehr aktiv sind, sind sie selbst bei einer Winterwanderung mit -8°C über Stunden angenehm warm geblieben. Die Thermo-Einlegesohle hilft dabei enorm. Wir haben sie probeweise herausgenommen und festgestellt, dass es dann deutlich kälter ist. Wenn man lange still steht, merkt man allerdings deutlich, dass die Sohle recht dünn ist. Für langes Stillstehen am Glühweinstand bei einem Weihnachtsmarktbesuch empfehlen wir sie daher eher nicht.
Bei sommerlichen Temperaturen dagegen wünschen wir uns hin und wieder, dass die Schuhe etwas luftdurchlässiger wären. Ich schwitze sehr schnell an den Füßen und durch das Neopren kann die feuchte Luft nicht entweichen. Wir denken daher aktuell darüber nach, für den Sommer ein deutlich luftigeres Modell zu kaufen.
Wie robust sind unsere Barfußschuhe?
Das Erscheinungsbild des Magna Trail ist deutlich weniger robust als das eines klassischen Wanderstiefels. Nach etwa einem Jahr intensiver Nutzung sind auch Verschleißerscheinungen an unseren Schuhen deutlich sichtbar. Die Sohle ist an einigen Stellen schon so weit abgenutzt, dass das Profil nicht mehr vorhanden ist. Das Obermaterial hat in den Knickfalten gelitten und ich habe auch an dieser Stelle ein kleines Loch im linken Schuh. Manuel hat nach dem Urlaub seine Einlegesohlen auswechseln müssen, da diese völlig durchgelaufen waren. Die Sohlen lassen sich aber problemlos im Shop von Vivobarefoot nachbestellen. Prima! Bei Manuels Version mit den blauen Schnürsenkeln verfärbte sich nach einiger Nutzung zudem das Obermaterial und der Schuh wurde fleckig. Im Urlaub löste sich stellenweise auch die Verklebung der Sohlen an Manuels Schuhen. Mit ein bisschen Sekundenkleber war das aber schnell repariert und hält so bis heute.
Für Personen, deren Fuß einen hohen Spann hat, ist das Einsteigen in den Schuh übrigens ziemlich schwer. Die kleine Lasche an der Ferse kann man nutzen, um den Schuh mit dem Finger festzuhalten. Leider ist die Vernähung dafür jedoch nicht fest genug. Also Vorsicht beim Schuhe anziehen! Wir haben Manuels Schuhe an dieser Stelle bereits flicken müssen. Zusätzlich ist die Lasche so eng, dass es schwierig ist, den Finger hinein und wieder heraus zu bekommen.
Sind die Schuhe nach einer Wanderung matschig oder riechen sie unangenehm kann man sie übrigens ganz einfach in der Waschmaschine waschen! Das haben wir schon mehrfach gemacht und es funktioniert super.
Klare Empfehlung für das Wandern mit Barfußschuhen
Von der Komfortseite aus gibt es eine absolute Empfehlung für den Vivobarefoot Magna Trail! Er ist warm genug, aber nicht zu warm. In Kombination mit den wasserdichten Socken hat er sich jeder Wandersituation bestens angepasst. Seit wir die Barfußschuhe haben, haben wir nicht einmal mehr unsere alten Wanderstiefel herausgeholt. Wir können uns einfach nicht mehr vorstellen, unsere Füße dort reinzuquetschen.
In Punkto Robustheit gewinnen die Wanderstiefel jedoch deutlich. Das Material der Barfußschuhe hat im vergangenen Jahr wirklich enorm gelitten und demnächst wird vermutlich ein neues Paar fällig. Jetzt sind wir aber sicher kein Maßstab dafür, wie lange diese Schuhe normalerweise halten, denn wir haben sie wirklich extrem viel genutzt. Wenn man jedoch normale Straßenschuhe im Alltag ein Jahr lang durch trägt, dann sind sie aber auch meist reif für die Tonne.
Nächstes Jahr brauchen wir vermutlich neue Barfußschuhe
Wir werden uns demnächst also wieder auf die Suche machen und dann auf jeden Fall ein noch leichteres Modell testen. Derzeit haben wir den Vivobarefoot Primus Trail Firm Ground im Visier. Für alle, die einen wirklich wasserdichten Schuh suchen, hat Vivobarefoot mit dem Tracker auch ein Modell mit wasserdichter Membran im Angebot. Aufgrund des Leders und der mehrfach beschriebenen Trocknungsproblematik kommt dieses für uns aktuell aber nicht in Frage. Wir würden übrigens auch gerne mal die Schuhe anderer Barfußschuhhersteller ausprobieren. Leider haben wir dort bisher vergeblich nach Wanderschuhen gesucht, die unseren Anforderungen gerecht werden.
8 Kommentare
Ich hätte gerne mehr Informationen zu dem wunderschönen Wanderschuh und wo ich ihn bestellen kann
Mit freundlichen Grüßen
Birgit Machner
Hallo Birgit,
du kannst den Schuh direkt bei Vivobarefoot (online oder im Store) oder aber auch bei anderen Schuhhändlern kaufen. Der Magna Trail ist allerdings laut Vivobarefoot ein Winterschuh und daher im Sommer nicht in der Kollektion. Wir hatten im letzten Jahr auch schon mal richtig Probleme im Frühjahr die Schuhe nachzukaufen, weil unsere durchgelaufen waren. Vivobarefoot hat uns damals darauf verwiesen, dass der Schuh erst im Herbst wieder in die Kollektion kommt. Viel Erfolg bei der Suche!
Viele Grüße
Katharina
Liebe Katharina, danke für Deinen ausführlichen Bericht! Toll, dass Ihr die Schuhe so vielfältig getestet habt, das finde ich sehr hilfreich (und sehr selten, im Netz so etwas zu finden). Hast Du jetzt schon den Primus Trail oder andere Schuhe ausprobiert? Ich suche auch grad nach Barfußwanderschuhen, letzten Sommer war ich in den Skinners in den Alpen unterwegs, das war mir dann aber doch zu wenig Schuh. Vielleicht als nächstes Primus? 🙂 Viele Grüße! Barbara
Hallo Barbara, ja genau, ich wandere seid etwa 1,5 Jahren auch in den Primus Trail Firm Ground. Hab dazu auch schon angefangen einen Artikel zu schreiben, aber bin noch nicht ganz fertig. Also vielleicht gibt es zu dem Thema demnächst auch wieder etwas zu lesen. In der Kurzzusammenfassung kann ich sagen, dass ich sehr zufrieden bin. Gerade bei warmen Wetter sind die Schuhe deutlich angenehmer als die Magna Trail. Auf dem Kungsleden waren sie mir dann aber doch etwas luftig, da sind die Füße sehr schnell kalt geworden, sobald ich nicht mehr gelaufen bin. Für solche Touren werde ich also doch eher beim Magna Trail bleiben. Genauso wie aktuell im winterlichen Wetter. Ansonsten ist der Primus Trail zu meinem Standard-Schuh für Tagestouren in Deutschland, Hundespaziergänge und sowas eben geworden. Die Sohle ist ja die gleiche wie beim Magna Trail, daher macht der Schuh in Punkto Griffigkeit keinen Unterschied. Für die Alpen im Sommer kann ich sie mir daher gut vorstellen!
Was ich nicht verstehe, wenn es Barfußschuhe sind, wieso zieht Ihr dann Socken an? Oder verstehe ich das was falsch?
Barfußschuh bezieht sich nicht darauf, was man in den Schuhen trägt oder auch nicht, sondern auf das Gefühl mit den Schuhen. Barfußschuhe haben beispielsweise keine Sprengung, eine sehr dünne Sohle und eine breite Zehenbox. Sie sind sehr biegsam und sollen so näher an das Barfußgehen herankommen als andere Schuhe. Ob man in den Schuhen Socken trägt, ist jedem selbst überlassen!
Hallo Barbara,
Ich bin seit fast 15Jahren auf den Barfußschuh gekommen und habe mir jetzt ein super Wandermodell von Merrell zugelegt. Fühle mich darin sehr wohl und ohne schweres Gepäck ideal für mich zum Bergwandern. Allerdings merke ich jetzt auch dass ich mit 10/11kg Gepäck auf dem Rücken ziemlich erschöpfte Waden und Schienbeine habe. Plane zeitnah eine anspruchsvollere 3d Tour und komm ins grübeln ob der normale Bergschuh für mich da nicht die bessere Option ist. Allein wenn ich daran denke bekomm ich schon Blasen 🫣.
Interessant aber dass es bei euch ähnlich war, eure Füße sich jedoch gut dran gewöhnen konnten.
Bei mir bin ich leider gerade skeptisch 🫤.
Wie sahen denn eure anspruchsvollsten Touren aus? Bei mir sind es am Tag ca. 20km auf 700/1000 Höhenmeter mit mind. 10kg auf dem Rücken.
Vielleicht hast du etwas Zuspruch .
Danke für deinen Bericht und liebe Grüße
Hallo Alexandra,
ich bin zwar nicht Barbara, kann deine Frage aber voll nachvollziehen. Wir sind auf unserer Norge på langs Tour die ersten 700 Kilometer bis Trondheim mit Barfußschuhen gelaufen und das war schon sehr anspruchsvoll für die Füße, gerade mit schwerem Gepäck. Ab Trondheim haben wir uns für einen Trailrunner entschieden, der dann die nächsten 1000 Kilometer unser Begleiter war. Für uns haben die Barfußschuhe auf kleinen Trails gut funktioniert, je monotoner die Fußbewegung allerdings war und je fester der Untergrund, desto anstrengender für die Füße. Schotterpiste und Asphaltstraße waren unsere Endgegner. Was spricht gegen einen Trailrunner mit großer Zehenbox, ohne Sprengung und ein bisschen Dämpfung? Es muss ja nicht direkt der Bergstiefel sein. Einen leichten Bergstiefel haben wir übrigens dann auf den letzten paar hundert Kilometern durch Norwegen getragen, einfach weil es kalt und sumpfig wurde. Das war definitiv eine Umstellung für die Füße! Würde ich allerdings gerade bei kalten Temperaturen und wenn es feucht wird auch uneingeschränkt empfehlen.
Viele Grüße und viel Erfolg bei der Schuhwahl
Katharina