Bei noch etwas bewölktem Wetter machen wir uns am Samstag um 10:30 Uhr auf den Weg zum Bahnhof. Den Zug eine Stunde früher haben wir für ein gutes Frühstück gerne ohne uns fahren lassen, sodass wir nun gut gestärkt am Bahnhof ankommen. Bis zum Startpunkt unserer heutigen Etappe des Neanderlandsteigs sind es etwa 50 Minuten Fahrt. Während wir aus dem Fenster schauen, nutzen wir die Zeit um angeregt über den Ausgang der kommenden Europawahl zu spekulieren.
Mit dem Zug geht es zum Startpunkt der Etappe des Neanderlandsteigs
Velbert-Neviges ist der Ausgangspunkt unserer heutigen Tour, der dritten und vierten Etappe des Neanderlandsteiges. Direkt am Ausgang des Bahnhofes entdecken wir das rote Schild des Neanderlandsteiges und sind freudig überrascht wie schnell es in den Wald geht. Nach einem kurzen Anstieg öffnet sich das Gelände und wir genießen den weiten Blick über Felder und Wiesen in dieser leicht hügeligen Landschaft. Mit dem Verhallen der Glocken von Neviges wird es dann schön ruhig auf unserem Weg. Erstaunlich oft wechselt der Neanderlandsteig zwischen offenem Gelände und Waldstücken, führt entlang von Zäunen und auch mal parallel zu kleineren Straßen. Diese Abwechslung hat uns sehr gut gefallen.
Der einzige immergrüne Laubbaum Deutschlands ist auf dieser Tour Wegbegleiter
Schon ganz zu Beginn entdecken wir im Wald den Ilex, der recht unscheinbar am Wegesrand steht. Der Ilex? Ja genau! Der Ilex, auch als Stechpalme bekannt, ist ein ganz besonderer Baum, denn er ist der einzige immergrüne Laubbaum in Deutschland. Wir sehen über den Tag verteilt noch richtig viele Ilexbäume.
Ein Rotmilan fliegt auf seiner Jagd nach Mäusen direkt über unseren Köpfen
Wenig später beglückt uns ein Rotmilan mit seiner Flugschau und lässt sich bei seinem Tiefflug direkt über unseren Köpfen nicht von seiner Jagd auf Mäuschen abbringen. Vor dem mittlerweile blauen Himmel können wir seine Zeichnung mit dem weißen Kopf und dem gefächerten Schwanz toll beobachten! Leider verlässt uns der Rotmilan recht schnell wieder, ich hätte ihm wohl noch stundenlang zuschauen können.
Recht oft führt uns der Neanderlandsteig direkt an Höfen und Weiden vorbei. Zwischenzeitlich wird er ziemlich schmal und verläuft zwischen den Zäunen von zwei Kuhweiden. Lando ist wirklich kein großer Freund von Elektrozäunen und auch vor Kühen hat er großen Respekt, sodass er skeptisch dreinschaut als wir den äußerst neugierigen Kühen den Kopf kraueln und die rauhe Zunge der Wiederkäuer zu spüren bekommen.
Nach einer kurzen Pause geht es auf in die nächste Etappe des Neanderlandsteigs
In Nordrath endet die dritte Etappe des Neanderlandsteiges nach etwas mehr als sieben Kilometern. Von hier könnte man mit dem Bus zum Ausgangspunkt zurückfahren. Wir wollen aber auch die vierte Etappe laufen und da wir noch 15 Kilometer vor uns haben, machen wir uns zügig auf den weiteren Weg. Weit kommen wir nicht, dann signalisieren uns unsere knurrende Mägen, dass es Zeit für eine erste Pause ist.
Nach einem Apfel und einem Twix auf einer Bank in einem wunderschönen Laubmischwald mit tollen alten Buchenbeständen treibt es mich weiter. Wir waren auf den ersten acht Kilometern recht langsam unterwegs und ich habe im Kopf überschlagen, dass unser langes Frühstück vielleicht doch ein bisschen zu lang war…tatsächlich sollten die nächsten Kilometer dann aber deutlich zügiger vorangehen. Die Elfringhauser Schweiz erfreut uns immer wieder mit fast verwunschen wirkenden kleinen Pfade, dann laufen wir auf offenen Feldwegen mit fantastischen Blicken und hin und wieder, glücklicherweise nicht zu oft, auch auf asphaltierten Straßen.
Es riecht so wunderbar nach Fichtenzapfen!
Nach der Querung einer Straße laufen wir ein Stück entlang einer Wiese mit einem weiteren tollen Blick. Rechts des Weges wachsen große Fichten, deren Äste weit über unseren Weg hängen. Der Boden federt wunderbar wegen der vielen Nadeln und die durch die Sonne geöffneten Fichtenzapfen verströmen den herrlichen Duft eines Nadelwaldes.
Zuletzt geht es im Naturschutzgebiet entlang des Felderbaches lange über einen breiten Wirtschaftsweg. Unsere Füße werden langsam müde und ein Blick auf die Uhr verrät, dass wir uns ziemlich beeilen müssten, um den nächsten Zug noch zu bekommen. Wir entscheiden uns daher für eine Pause an dem malerischen Bach und plündern unsere letzten Vorräte. Glücklicherweise scheinen die dortigen Mücken wenig Interesse an uns zu haben. Während wir Brot und Tee genießen, planscht Lando vergnügt vor sich hin. Das Wasser am Wegesrand trinken möchte er aber auf dieser Wanderung kein einziges Mal. Das verwundert mich etwas, denn ansonsten schlabbert er aus jeder Pfütze. Es scheint ihm aber hier nicht zu schmecken. Da wir nicht geplant hatten Lando auch mit Wasser versorgen zu müssen, sind unsere Wasservorräte bereits vor dem Ende unserer Tour aufgebraucht. Wir werden bei der nächsten Wanderung also mehr mitnehmen!
Wasser auf dem Neanderlandsteig
Denkt an genügend Wasser für diese Tour, auch für euren Vierbeiner. Lando wollte hier nicht aus Bächen trinken, weil das Wasser wohl nicht geschmeckt hat!
Nach einem Tag im Wald erscheint uns die Straße plötzlich unfassbar laut zu sein
Mit uns machen sich viele Mountainbiker auf den Rückweg aus dem Wald heraus. Auf dem Neanderlandsteig waren sie tagsüber aber nicht unterwegs, denn wir begegnen ihnen erst jetzt auf den letzten Metern. Sowieso waren wir erstaunt, wie wenigen Menschen wir an einem Samstag mit so herrlichem Wetter begegnet sind. In Nierenhof angekommen erscheint uns der Verkehr plötzlich unangenehm laut. Schnell biegen wir auf dem Weg zum Bahnhof wieder in ein Seitengässchen ein und wundern uns, wie sehr man sich bereits nach wenigen Stunden in der Natur an die Stille gewöhnt hat! Nach etwa 22 km und sieben Stunden inklusive einiger Pausen erreichen wir schließlich den Haltepunkt in Velbert-Nierenhof.
Der Neanderlandsteig ist übrigens ein 240 Kilometer langer Rundweg, der insgesamt 17 Etappen hat. Dazu kommen zahlreiche „Entdeckerschleifen“, die vom eigentlichen Weg aus viele weitere Wandermöglichkeiten bieten. Weitere Infos gibts hier: www.neanderlandsteig.de
Ich bin mir sicher, wir sind nicht zum letzten Mal hier unterwegs!