Irgendwann ist es immer Zeit für einen Neukauf von Wanderschuhen. Bereits seit Frühjahr 2012 begleiten mich meine Hanwag Wanderschuhe über viele viele Kilometer bei Hundespaziergängen über Tagestouren bis hin zu zivilisationsfreien Wanderungen im schwedischen Fjäll. Einmal habe ich sie schon wiederbesohlen lassen. Nun ist allerdings vermutlich die Goretex Membran gerissen, denn meine Füße werden schon bei sehr geringer Feuchtigkeitseinwirkung nass. Eventuell ist das im Schwedenurlaub 2018 passiert als die Schuhe mehrmals in Trockenräumen recht schnell – für das Leder zu schnell – trocknen mussten. Trotz guter Pflege vor der Tour hatte das Leder nach dem Urlaub tiefe Risse bekommen. Mag sein, dass dadurch auch die Membran in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Die alten sind kaputt also steht ein Neukauf von Wanderschuhen an
Wie dem auch sei, Fakt ist, dass ich keine Lust auf ständig nasse Füße hatte. Daher schaute ich mich nach neuen Schuhen um. Da ich auf längeren Touren mit viel Gewicht in den Hanwag Schuhen regelmäßig taube Zehen bekommen habe, wollte ich gerne Schuhe eines anderen Herstellers bzw. zumindest ein anderes Modell ausprobieren. In meinem Wanderschuh hab ich mich immer etwas eingeschnürt und gefangen gefühlt. Ich entwickelte den Wunsch nach einem flexibleren Schuh.
Hinzu kommt, dass ich meine Ausrüstung bereits seit einiger Zeit auf Gewicht optimiere. Ich weiß auch, dass Gewicht an den Füßen besonders viel Einfluss auf die körperliche Leistungsfähigkeit hat. Neue Schuhe sollten daher nicht nur flexibler sondern auch leichter sein. Was ich an meinen Hanwag Schuhen wirklich mochte, war das rundumlaufende Gummi zum Schutz des Leders und der hohe Schaft. So kann man auch mal mit dem Schuh abrutschen ohne direkt das Obermaterial zu schädigen oder in tiefen Morast stapfen ohne dass die Feuchtigkeit von oben in den Schuh eindringt. Diese Eigenschaften wünschte ich mir daher auch für meinen neuen Schuh.
Zudem ist in den vergangenen Jahren mein Umweltbewusstsein gestiegen. Ich bin mir bewusst, dass der Abrieb der Sohlen meiner Wanderschuhe in der Natur verbleibt, wo er nun wirklich nichts zu suchen hat. Vor einiger Zeit habe ich in diesem Zusammenhang von biologisch abbaubaren Sohlen gehört. Müsste es das nicht auch für Wanderschuhe geben?
Um es kurz zu machen, ich hatte folgende Anforderungen an meine neuen Schuhe: wasserdicht, leicht und flexibel, hoher Schaft, robust, biologisch abbaubare Sohle.
Die Suche nach neuen Schuhen beginnt!
Nach eingehender Recherche im Internet musste ich bald feststellen, dass ich all diese Eigenschaften nicht in einem Schuh bekommen würde. Vor allem die abbaubare Sohle gibt es so bei Wanderschuhen (noch) nicht. Vibram hat zwar mit der „Endurance Composole“ eine kompostierbare Sohle im Angebot, diese zersetzt sich aber erst bei Temperaturen oberhalb von 70 Grad Celsius bei einer industriellen Kompostierung. Ob das also wirklich hilft stelle ich mal in Frage. Schade, dass ich gerade diesen Punkt, der mir doch wichtig war, so schnell wieder streichen musste. In Punkto Gewicht war es leichter. Generell sind Wanderschuhe in den letzten Jahren um einiges leichter geworden, Flexibilität ist aber weiterhin kein großes Thema.
Vielleicht sind Trailrunning Schuhe die Lösung?
Bei meiner Suche stieß ich auf einige Wanderer, vor allem im nordamerikanischen Bereich, die auf Trailrunning Schuhe umgestiegen sind. Diese bringen mehr Beweglichkeit mit, sind aber meist nicht wasserdicht und haben selten einen hohen Schaft. Außerdem ist das Obermaterial viel weniger robust als bei Wanderschuhen.
Ich beschäftigte mich trotzdem intensiver mit dem Thema und fand heraus, dass es die Möglichkeit gibt in Trailrunning Schuhe wasserdichte Socken anzuziehen. Diese haben eine Membran, sodass der Fuß trotz nassem Schuh trocken bleibt. Tolle Idee, die mir auch bei meinen alten Schuhen helfen könnte. So könnte ich sie auf jeden Fall noch eine zeitlang weiter nutzen. Für eine längere Tour mit Gewicht wollte ich aufgrund der Problematik taub werdender Zehen allerdings trotzdem neue Schuhe. Bei meiner Recherche zu den Trailrunning Schuhe stieß ich irgendwann mehr zufällig auf Barfuß-Wanderschuhe und war sofort begeistert von der Idee. Ich jogge seit 2011 in Vibram Five Fingers und bin damit total glücklich. Warum sollte das nicht auch zum Wandern funktionieren?
Kann man in Barfußschuhen auch wandern gehen?
Sucht man im Internet nach dem richtigen Schuhwerk zum Wandern gibt es geradezu einen Glaubenskrieg zwischen verschiedenen Wanderern. Während eine Gruppe der Meinung ist, dass man auf jeden Fall schwere Stiefel zum Wandern braucht, läuft die zweite Gruppe anscheinend selbst die schwierigsten Bergtouren mit Turnschuhen. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass ich auf ebenen Waldwegen im Sommer auch mal stundenlang mit meinen Ballerinas laufen kann. Die steinigen und matschigen Wege Lapplands lassen meine Füße zum Ende eines Wandertages hingegen auch sehr müde werden. Ob man das alles in Barfußschuhen machen kann, beantwortet das Internet nicht. Ich vermute, dass das Angebot solcher Schuhe noch zu neu für entsprechende Erfahrungen ist. Da ich jedoch einfach schon viel zu elektrisiert von der Idee war, um mich weiterhin mit anderen Schuhen zu befassen, entschied ich mich dazu, mich auf die Barfußschuhe einzulassen.
Welcher Barfuß-Wanderschuh ist der richtige für mich?
Noch gibt es keine große Auswahl an Barfuß-Wanderschuhen. Ich stieß daher sehr schnell auf die Schuhe von Vivobarefoot, einem britischem Unternehmen, die sich auf alltagstaugliche Barfußschuhe spezialisiert haben. Vivobarefoot bietet gleich mehrere Modelle für den Outdoorbereich an, ich schwankte zwischen „Tracker Firm Ground“ einem wasserdichten Lederschuh und dem „Magna Trail“ mit einem Obermaterial aus Nylon. Aufgrund der schlechten Erfahrungen mit dem Leder meiner Hanwag Schuhe im Trockenraum und der gerissenen Membran, entschied ich mich gegen den „Tracker“ und für den „Magna Trail“. Wenige Tage später konnte ich bereits das Paket von der Post abholen und meinen neuen Wanderschuh bestaunen.
Der Praxistest
Schon beim ersten Anziehen war ich vom Barfußschuh überzeugt. Er ist sehr bequem und lässt dem Fuß viel Freiraum. Kein Vergleich zu meinen alten Schuhen! Anders als meine Five Fingers ist der Vivobarefoot Schuh allerdings doch deutlich mehr Schuh als Barfuß. Vielleicht ist das für einen Wanderschuh auch besser so. Der erste Vergleich fand auf der Waage statt: mit 652g für beide Schuhe ist er deutlich leichter als mein Paar Hanwag Schuhe mit 1460g. Der Vivobarefoot Schuh ist offiziell nur wasserabweisend, hat aber ein Neoprenfutter. Die Imprägnierung hält beim neuen Schuh Wasser gut ab. Langfristig wird diese jedoch vermutlich weichen und es wird sich zeigen wie wasserabweisend der Schuh wirklich ist. Auch was die Dauerhaftigkeit und die Tauglichkeit für schwereres Gelände angeht, muss ich noch ein bisschen testen. Auf den täglichen Hundespaziergängen schlägt er sich auf jeden Fall sehr gut.
Fazit
Ob sich Barfußschuhe nun auch auf Touren in steinigem, schwierigem Gelände bewähren kann ich noch nicht sagen. Auch ob das Neoprenfutter für den Sommer geeignet ist, weiß ich noch nicht. Ich werde meine Barfußschuhe aber weiterhin auf Herz und Nieren testen und dann ausführlich über meine Erfahrungen berichten. Wenn ihr wissen wollt, wie es mir mit meinen Barfußschuhen im ersten Jahr ergangen ist, dann lest auch meinen Testbericht dazu!