In der Nacht ist es richtig stürmisch geworden und wir mussten nochmal raus, um die Abspannleinen unseres Zeltes nachzuspannen. Dabei hatten wir einen tollen Blick auf die Mitternachtssonne. Unser Zelt hat dem Sturm gut standgehalten, wir haben allerdings wegen der lauten Windgeräusche und dem Flattern des Stoffes nicht so gut geschlafen wie in manch anderer Nacht. Heute wollen wir uns zunächst auf zur Skoaddejávre Hütte machen und dann schauen wie weit wir kommen.
Auf Tuchfühlung mit den Rentieren
Nach dem Frühstück mit bester Aussicht geht es nach wie vor bei Sonnenschein direkt einen Anstieg von 200 Höhenmetern hinauf. Mit dem nach wie vor schwerem Rucksack und in unwegsamen Gelände ist das ganz schön anstrengend. Wieder durchqueren wir mehrere Schneefelder und oben öffnet sich der Blick auf eine karge Hochebene. Dort liegen einige Rentiere im Schnee und lassen uns recht nah herankommen bevor Lando vor Aufregung bellt und die Rentiere das Weite suchen.
Die Norweger haben für die Skoaddejávre Hütte einen wunderschönen Platz gewählt
Wir laufen weiter durch eine Geröllwüste. Nach dem Aufstieg geht es jetzt leicht bergab und vor uns öffnet sich der Blick auf den Skoaddejávri, unser erstes Zwischenziel. Im Hintergrund sehen wir auch schon das Ende der Hochebene, mit der steilen Abbruchkante, vor der uns der Wanderer in Cáihnavággi gewarnt hatte. Die dahinter liegenden hohen Berge bilden einmal mehr ein tolles Panorama. Nur eine Stunde später erreichen wir zur Mittagszeit die Skoaddejávre Hütte. Diese ist wunderschön am bereits erwähnten Skoaddejávri See gelegen. Einmal mehr nutzen wir den Schatten, den die Hütte wirft, um der schlimmsten Mittagshitze zu entgehen.
An der Hütte treffen wir auch zwei deutsche Touristen ganz ohne schweren Rucksack. Verwundert sprechen wir sie an und stellen fest, dass sie als Tagestouristen von ihrem Wohnmobil an der Straße hierher gelaufen sind. Auch ein Weg, um an diesen schönen Ort zu gelangen.
DNT Hütte Skoaddejávre
Von der Lage her auf jeden Fall eine meiner Lieblingshütten! Die Hütte hat einen wunderbaren Blick über den Skoaddejávri. Mit dem Boot der Hütte kann man dort auch nach Fischen Ausschau halten.
Betten: 12 in zwei Hütten laut DNT Homepage
Strom: nein
Bezahlung: im Nachgang per Paypal oder Überweisung
Schlüssel: DNT Schlüssel
Weitere Informationen: ut.no (nur norwegisch)
Heute Nachmittag ist Durchhaltevermögen gefragt
Nach einer ausgedehnten Pause machen wir uns zwei Stunden später vermummt mit Handtüchern, Buff und Handschuhen von Skoaddejávre aus auf den Weg Richtung der Sitashütte. Der Weg führt weiter über die Ebene, die aber gerade einfach nicht enden möchte. Wir erinnern uns an die Worte des uns entgegenkommenden Wanderers, den wir an der Cáihnavággihytta getroffen haben, dass am Ende der Ebene ein steiler Abstieg zur Straße auf uns wartet. Je länger wir laufen, desto steiler wird der Weg hinunter in meinem Kopf. Meine Kräfte schwinden und am Ende glaube ich daran, dass wir es eventuell nicht hinunter schaffen könnten und alles wieder zurücklaufen müssen.
Heute ist aber auch der Nachmittag der Tiere! Über uns fliegen immer wieder zwei Steinadler, die uns vermutlich genauso beäugen wie wir sie. Hätten wir jetzt ein Fernglas dabei! Fasziniert beobachten wir die majestätischen Vögel, während sie durch die Lüfte gleiten. Überall um uns herum sehen wir zudem Bewegung im Geröll: wo wir nur hinschauen sind Rentiere. Wir beobachten heute große Gruppen, die hier in den höchsten Lagen etwas kühlere Luft suchen. Mehrfach stehen wir plötzlich vor einer Herde, nachdem wir über eine Kuppe laufen. Ein ganz besonderer Tag, denn soviel Tiere sieht man im Fjäll nicht alle Tage.
Nach einer schier endlos erscheinenden Zeit erreichen wir dann doch die Abbruchkante. Unten sehen wir schon die Straße, die uns zur Sitashütte führen wird. Leider ist der Abstieg wirklich steil. Die Aussicht dagegen ist der Wahnsinn und am Ende schaffen wir es natürlich doch hinunter. Allerdings stolpern wir mittlerweile mehr als das wir laufen und immer weiter geht es über große Blöcke, vom Gletscher glatt geschliffene Felsen oder kleine Geröllfelder. Unten angekommen sind wir wirklich müde und machen erstmal eine Pause. Selbst Lando hat keine Energie mehr und legt sich direkt in die Wiese.
Schokomousse mitten in der Wildnis
Wir gönnen uns ein Schokomousse aus der Tüte und sind überrascht über den wirklich leckeren Geschmack! Dieser gefriergetrocknete Snack ist perfekt für schnelle Energie zwischendurch, denn man braucht zur Zubereitung nur kaltes Wasser. Von unserem Rastplatz direkt unterhalb der Abbruchkante aus führt eine Schotterstraße über 14 Kilometer bis zur Sitashütte. Wir überlegen noch ein Stück an der Straße entlang zu gehen und dann unser Lager aufzuschlagen.
Handyempfang zwischen Skoaddejávre und Sitas
Auf der Straße nach Sitas hat man einige Zeit lang ausreichenden Empfang um zu telefonieren und den Wetterbericht nachzuschauen. Über Edge ging der Internetempfang jedoch nicht hinaus.
Wow, geht es schnell voran auf der Straße
Erstaunlicherweise sind wir nach der Pause wieder einigermaßen fit und an der Straße geht es so zügig voran wie bisher noch gar nicht in diesem Urlaub. Das beflügelt uns. Lando kann das Tempo jedoch nicht mithalten. Wir entscheiden uns daher ihm die Packtaschen abzunehmen. Ich werfe diese noch oben auf meinen Rucksack.
Als wir nach einer Stunde schon fünf Kilometer des Weges geschafft haben, überlegen wir doch noch bis Sitas zu laufen. Landos Taschen gebe ich an Manuel weiter, da auch ich jetzt wirklich müde bin. An der Straße treffen wir schließlich auch das deutsche Paar vom Mittag wieder. Am Straßenrand haben sie einen Stellplatz für ihr kleines Wohnmobil gefunden. Schade, dass die Straße an dieser Stelle in Richtung Sitas mit einer Schranke versperrt ist, denn ansonsten hätten sie uns angeboten, uns bis zur Hütte zu fahren.
Die Aussicht auf ein Bett mobilisiert unsere letzten Kräfte
Lando lässt sich nur noch durch stetige Anfeuerung dazu motivieren weiterzugehen. Auch meine Füße tun richtig weh und ich versuche mit den Außenseiten aufzutreten. Gegen 22 Uhr erreichen wir völlig erschöpft nach 26 Kilometern und etwa 14 Stunden Wanderzeit unser Ziel.
Wir stellen erstaunt fest, dass es auch die drei Deutschen, die wir zuletzt am Gautelissee getroffen haben, heute wohl vor uns auf dem Weg hierhin geschafft haben. Wir sind aber viel zu müde, um uns heute noch mit ihnen auszutauschen. Als Belohnung für unsere Strapazen wartet eine nette kleine Hütte auf uns, in der wir bald in einen tiefen Schlaf fallen.
DNT Hütte Sitas
Die Sitashytta liegt direkt am Sitasjaure. Es gibt ein Boot, mit dem man auf den See fahren kann. Aber Vorsicht, das Wetter dreht hier schnell und bei Wind besteht die Gefahr abgetrieben zu werden. Da die Sitashütte an einer Straße liegt verirren sich hin und wieder auch Fahrradfahrer und Autos hierhin.
Betten: 8 in drei Hütten laut DNT Homepage
Strom: ja, 12V, in der großen Hütte gibt es eine USB Steckdose
Bezahlung: im Nachgang per Paypal oder Überweisung
Schlüssel: DNT Schlüssel
Weitere Informationen: ut.no (nur norwegisch)
Čoarddajávri
Beschreibung
Etwa 1 km hinter der Schotterstraße am Gautelis-Stausee finden sich gute Zeltplätze. Wir haben einen tollen Blick über zwei Seen in die unendliche Weite der grandiosen Landschaft hier im hohen Norden. In der Nähe finden wir einen kleinen Bachlauf mit herrlich frischem und kalten Wasser.
Tag 7: Čoarddajávri - Sitashytta
Profil
Beschreibung
Der siebte Tag: Vom Zeltplatz am Čoarddajávri zur Sitashytta.
Diese Etappe empfinden wir als lang und anstrengend. Wer möchte, kann die Etappe auch aufteilen. Bereits nach 6 km erreichen wir die Skoaddejávrihytta, die sehr zum Verweilen einlädt. Von hier führt der Weg uns etwa 5,5 km über eine Hochebene. Auch hier gibt es immer wieder Möglichkeiten ein Zelt aufzubauen. Weitere Möglichkeiten die Etappe aufzuteilen finden sich nach dem steilen Abstieg hinab zur Schotterstraße entlang derselben. Wer allerdings an der Schranke am Südufer des Tjårdavatnet angekommen ist muss sich endgültig entscheiden: entweder die letzten 6 km bis zur Sitashytta laufen, oder einen Zeltplatz in der Nähe finden.
Sitashytta
Beschreibung
Die Sitashytta liegt am nordwestlichen Ende des Sitasjávri und direkt neben ein geschotterten Straße. Diese ist allerdings für den Verkehr gesperrt und somit nicht befahren. Wie üblich besteht die Hütte aus mehreren Gebäuden: ein kleines Toilettenhäuschen und ein Materialschuppen sowie eine große Haupthütte und eine kleinere Hütte, die ein wenig abseits steht. Letztere verfügt über lediglich zwei Schlafplätze. Genau richtig für uns!