Am nächsten Tag schlafen wir lange. Auch die beiden Norweger, die abends noch aus Røysvatn angekommen sind sowie die Dänin Kathrin, die in unsere Richtung unterwegs ist, scheinen genauso müde wie wir zu sein, denn es ist lange still auf der Pauro-Hütte.
Morgens bleibt es lange still in der Pauro Hütte – alle sind müde
Gegen 12 Uhr brechen wir dann alle auf. Die beiden Norweger laufen Richtung Sitas, Kathrin und wir machen uns auf den Weg nach Røysvatn. Nach etwas weniger als einer Stunde erreichen wir die Ruderstelle über den Paurosee. Kathrin, die etwas schneller als wir unterwegs war, wartet hier auf uns, damit sie nicht alleine rudern muss. Von der kurzen Ruderpassage bei Pauro haben wir im Vorhinein viel gehört, vor allem, dass diese gar nicht so einfach sein soll. Der See liegt jedoch friedlich vor uns und es sind schätzungsweise fünfzig Meter bis zur anderen Seite. Was soll daran so schwierig sein?
An dieser Passage gibt es nur zwei Boote, man muss also auf jeden Fall dreimal rudern. Da die Boote nur für zwei Personen geeignet sind, rudert Manuel zunächst mit Kathrin und unseren Rucksäcken auf die andere Seite. Dann schwimmt Lando durch den See. An dieser Stelle gibt es kaum Strömung und Lando meistert die Schwimmstelle ohne Probleme. Auf der anderen Seite binden wir ihn an eine der Ösen zum Vertauen des Bootes an.
Ruderpassage Pauro – heute Brücke
Da es auf dieser Ruderpassage nur zwei Boote gibt, muss man auf jeden Fall dreimal rudern, um sicherzustellen, dass am Ende wieder an jedem Ufer ein Boot liegt. Die Ruder der Boote waren unterschiedlich lang, was das Rudern sehr schwer machte. Außerdem pfiff durch die Engstelle des Sees ein kräftiger Wind. Obwohl die Ruderpassage wirklich kurz war, hatte sie es in sich. Im Hüttenbuch ist übrigens vermerkt, dass man bei einer Größe von mindestens 1,80 Meter auch mit dem Rucksack auf dem Kopf durch das Wasser waten kann. Gut, dass wir das nicht ausprobieren mussten!
Kurz nach unserer Wanderung hat der DNT die Ruderstelle unserer Information nach durch eine Brücke ersetzt. Dadurch kann jetzt viel Zeit gespart werden. Wir hoffen, dass die Brücke hält, denn es ist nicht der erste Versuch, dort eine Brücke zu errichten.
Plötzlich treibt Manuel mit den Booten weit auf den Pauro See hinaus
Doch auf dem Rückweg wird es plötzlich brenzlig: als Manuel mit dem zweiten Boot im Schlepptau wieder zu mir zurückrudern will, wird er weit auf den See abgetrieben. Ich verstehe zunächst nicht, was das Problem ist. Mir wird mulmig. Warum schafft er es nicht, auf Kurs zu kommen?
Es stellt sich schließlich heraus, dass die Ruder unterschiedlich lang sind. Zusätzlich ist die Halterung für die Ruder am Boot an einer Seite geschlossen, an der anderen Seite geöffnet. Auf der geöffneten Seite kann das Ruder immer wieder rausrutschen. Ich höre Manuel laut auf dem See fluchen, dann kann er aber ein zweites gleichlanges Ruder aus dem zweiten Boot fischen und kommt wieder zurück auf Kurs.
Bei mir angekommen fixieren wir das Ruder mit einem Stück unserer Reepschnur am Boot. So kommen wir recht schnell über das kurze Stück Wasser.
In der Mittagssonne weht kein Lüftchen
Nachdem das Boot und die Ruder wieder fest an Land vertaut sind, laufen wir weiter über die Landzunge, die den Pauro-See an dieser Stelle teilt. Die Luft scheint hier zu stehen, es fühlt sich wirklich warm an und ich bin froh als die Brücke am Ende der Landzunge in Sicht ist. Lando kann ein Stück aufwärts durch den Fluss schwimmen und wir passieren die Brücke in Rekordtempo. An dieser Stelle verabschieden wir uns von Kathrin, die hier eine Pause einlegt. Obwohl sie bis Røysvatn die gleiche Strecke läuft wie wir, sehen wir sie nicht mehr wieder. Auf Instagram haben wir ihre Reise durch Norwegen aber weiter mit Spannung begleitet.
Achtung: schlechte Wegmarkierung
Anschließend steigt der Weg leicht an und führt fast halbkreisförmig um einen Berg. Mit der Grenze nach Schweden gibt es keinerlei Markierungen mehr und der Weg verläuft sich. Bis kurz vor Røysvatn sind wir jetzt auf schwedischer Seite unterwegs.
Wir navigieren mit unserem GPS, um in etwa an der richtigen Stelle zu laufen. Das Gelände ist allerdings auch sanft und nicht so schwierig zu begehen. Man könnte also auch ohne Probleme etwas höher oder tiefer laufen als der vorgeschlagene Weg. Nur mit Papierkarte ist die Navigation durch diesen Streckenabschnitt aber vermutlich schwieriger. In diesem Bereich hatte sich Bastian, der Deutsche, den wir an der Baugebua getroffen haben, ziemlich verlaufen.
Beste Aussicht zurück bis Sitas
Die Sicht ist mal wieder atemberaubend. Am Ende des Paurosees stürzt ein Wasserfall in mehreren Etagen hinunter in den Kåbtåjaure. Zwischen den Bergen erahnen wir, wo wir in den vergangenen Tagen hergelaufen sind. Dabei können wir bis zu den Bergen bei Sitas zurückschauen. Am Fuße des Bergmassivs folgen wir nun lange weiter weglos dem See.
An dessen Ende angekommen, kreuzen wir mehrfach einen Rentierzaun. Leider ist dort kein Tor angebracht, sodass wir den Zaun anheben und drunter her klettern müssen. Warum man einen Rentierzaun mitten über einen markierten Wanderweg ziehen muss und dabei kein Tor vorsieht, erschließt sich uns nicht.
Heute müssen wir mal wieder einen Fluss waten
Wenig später erreichen wir die auf der Karte verzeichnete Watstelle. Sie hat an der tiefsten Stelle etwa Wasser bis zu den Knien, genau wie es uns die Norweger auf Pauro beschrieben haben. Jetzt haben wir wieder nasse Füße, aber ansonsten bereitet uns die Flussquerung keine Probleme. Wir laufen noch ein paar Kilometer weiter bis zum nächsten See. Auch hier versperrt uns der Rentierzaun mehrfach den Weg. Wir entscheiden uns dazu uns westlich, außerhalb des Zauns zu bleiben. Leider ist die Landschaft hier sumpfig und das Fortkommen etwas mühselig.
Auf halben Weg nach Røysvatn schlagen wir unser Zelt mit malerischem Blick auf, verziehen uns aber aufgrund der vielen Mücken direkt hinein. Sogar Lando darf diese Nacht im Innenzelt verbringen, da ihn die Mücken in der Apsis ärgern.
Materialverschleiß Nummer 2: Hose
Beim Einräumen der Sachen ins Zelt gibt es bei mir ein kurzes reißendes Geräusch. Nicht schon wieder! Diese Art von Geräusch mag ich gar nicht…Die Naht meiner Hose ist am Hintern auf ganzer Länge vom Schritt bis zum Bund aufgegangen. Sechs Jahre Sitzen auf Steinen während der Wanderpausen haben die Naht wohl komplett weggescheuert. Nach dem ersten Schreck muss ich lachen: soll ich jetzt noch fünf Tage mit einem riesigen Loch am Hintern durchs Fjäll laufen? Hoffentlich fliegen dann nicht zu viele Mücken hinein! Zum Glück hat Manuel eine kleine Tube Sekundenkleber eingepackt. Hab ich diesen Ausrüstungsgegenstand im Vorfeld noch belächelt, bin ich jetzt heilfroh, dass wir damit notdürftig meine Hose zusammenflicken können, in dem wir einfach die aufgerissene Naht zusammenkleben.
Paurohytta
Beschreibung
Die Paurohytta liegt am nördlichsten Zipfel des Bovrojávri. Es gibt eine große Haupthütte und eine weitere kleine Hütte. Der Blick über den See ist zu jeder Tageszeit fantastisch. Aufgrund des Platzangebotes und der grandiosen Landschaft ist die Paurohytta in unseren Augen ebenfalls hervorragend für einen Pausentag geeignet.

Tag 10: Paurohytta - Skuogejàvrre
Profil
Beschreibung
Kurz nach der Paurohytta müssen wir den Bovrojávri mit einem Ruderboot queren. Auch wenn die Strecke kurz ist, ist die Strömung die hier den Ober- und den Untersee verbindet tückisch und es bläst ein starker Wind. Nach unserer Kenntnis ist an dieser Stelle mittlerweile ein Brücke gebaut worden. Ein Teil des Weges nach Røysvatn verläuft auf schwedischer Seite. Wir stellen fest, dass hier keine Wegmarkierungen mehr zu sehen sind und sich der ausgetretene Pfad schnell verläuft. Bald finden wir uns damit ab unseren eigenen Weg zu finden. Ein GPS-Gerät oder Smartphone ist dabei eine gute Hilfe, finden wir.
Skuogejávrre
Beschreibung
Am nördlichen Ende des Skuogejávvre ist das Gelände flach und es finden sich ein kurzes Stück abseits des Weges auch viele Zeltplätze. Allerdings werden wir schnell von einer Heerschar an Mücken überfallen, sodass wir uns schnell ins Zelt flüchten.
