Vor einiger Zeit stieß ich auf den im Südschwarzwald verlaufenden Schluchtensteig. Der Name klingt ja schon vielversprechend! Wir sind im Winter mal in der Wutachschlucht, durch die der Weg auch führt, unterwegs gewesen und waren total begeistert. Der Schluchtensteig führt auf sechs Etappen über 119 km durch den Südschwarzwald.
Die Tour auf dem Schluchtensteig dient zur Vorbereitung unserer großen Schwedentour im Sommer
Zur Vorbereitung unseres Schwedenurlaubes im Sommer wollten wir zwei Tage mit Gepäck und Übernachtung im Zelt wandern gehen. Wir wählten die dritte und vierte Etappe mit insgesamt 38 km von der Schattenmühle bis St. Blasien aus. Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln gestaltete sich so kompliziert, dass wir beschlossen mit dem Auto anzureisen. Die Webseite des Schluchtensteigs wirbt mit Bustransfers vom Start zum Zielort der Etappen. Bei näherem Hinsehen stellte sich aber heraus, dass dies bei den von uns gewählten Etappen überhaupt nicht funktioniert, man hätte dafür mehrere Stunden Busfahrt auf sich nehmen müssen. Schade eigentlich!
Wir starten erst spät von zu Hause aus
Da ich am Vortag erst gegen 23 Uhr von einem beruflichen Termin zurückkam, müssen wir am Morgen vor dem Aufbruch zunächst noch meinen Wanderrrucksack packen. Irgendwie dauert alles ein bisschen länger als gedacht, weswegen wir kurzfristig planen unsere erste Etappe etwas zu verkürzen. Schließlich machen wir uns etwas widerwillig wegen der schlechten ÖPNV Anbindung mit zwei Autos auf den Weg und fahren zunächst zum Zielort St. Blasien. Leider ist am Schluchsee eine Sperrung eingerichtet, die noch nicht in die Navigationssysteme weitergegeben wurde, sodass wir kurz vorm Ziel eine Umleitung von 15 Minuten fahren müssen.
Schon von Beginn an scheint unsere Wanderung unter keinem guten Stern zu stehen
In St. Blasien stellen wir ein Auto ein bisschen außerhalb auf einem Parkplatz ab. Zu unserer Überraschung werden dort an Werktagen Parkgebühren fällig. Der Parkautomat ist zudem falsch programmiert und kennt Christi Himmelfahrt nicht. Wir schmeißen daher soviel Geld ein wie theoretisch notwendig wäre um bis zum nächsten Abend zu parken und hoffen, dass wir uns später nicht mit dem Ordnungsamt auseinandersetzen müssen. Als wir die Navigation zum Ausgangspunkt unserer Wanderung starten und dieser Weg weitere 45 Minuten plus die erwähnte Umleitung dauern soll, beschleicht mich langsam das Gefühl, das diese Wanderung unter keinem guten Stern steht.
Google Maps hat heute wohl auch keinen guten Tag
In etwas gedrückter Stimmung machen wir uns auf den Weg. Kurz vor dem Ziel lenkt uns Google Maps in eine Straße, die als privat gekennzeichnet und die Durchfahrt verboten ist. So ein Mist! Ein Blick auf die Karte verrät, dass unser Ausgangspunkt auch aus der anderen Richtung erreichbar wäre, aber nur mit weiteren 45 Minuten Umweg. Nach kurzem Abwägen entscheiden wir uns die verbleibenden 3 km auf der Privatstraße zu fahren und zu hoffen, dass uns keiner erwischt. Zunächst funktioniert das auch ganz gut, doch dann wird der Weg immer kleiner und steiler und endet schließlich in einem Wanderweg. Wir müssen umkehren und spätestens hier habe ich das Gefühl einfach nur wieder nach Hause fahren zu wollen. Wir entscheiden uns stattdessen bis Lenzberg zu fahren von dort die neun Kilometer zum Campingplatz am Schluchsee zu laufen.
Als wir uns gegen 16:30 Uhr endlich in Lenzberg aufmachen brauchen wir eine Weile bis sich unsere Laune wieder bessert. Dann aber können wir den Wald und das Wandern wieder voll genießen. Nach dem ersten Aufstieg öffnet sich uns ein toller Weitblick über Lenzberg. Von dort geht es über eine kleine Ortschaft mit einigen Häusern entlang von Feldern in den Wald. Der Schluchtensteig ist gut ausgeschildert und wir brauchen unsere Karten erst wieder als wir ihn Richtung Campingplatz verlassen.
Das Schwarzwaldcamp bietet ein bisschen Schweden-Feeling!
Als Übernachtungsmöglichkeit haben wir das Schwarzwaldcamp in Schluchsee ausgewählt. Es liegt direkt neben dem großen Campingplatz des Ortes, ist aber eigenständig und bietet ein bisschen Schweden-Feeling. Hier gibt es keine Zeltwiese, sondern kleine ausgetretene Plätze inmitten eines kleinen Waldstückes. Ohne Strom und WLAN, dafür mit einer Komposttoilette. Während die Camper am Campingplatz nebenan dicht gedrängt stehen, verläuft es sich im Schwarzwaldcamp, obwohl auch dieses ausgebucht ist. Wer möchte kann die sanitären Anlagen des Campingplatzes nutzen. Wir freuen uns über unsere tolle Übernachtungsmöglichkeit und schlafen nach einem gutem Abendessen versöhnt mit dem Tag ein.
Premiumweg bedeutet auf dem Schluchtensteig wohl hochverdichtete Forststraße
Gut erholt geht es am zweiten Tag weiter, zunächst am Schluchsee entlang, bis wir nach etwa vier Kilometern wieder auf den Schluchtensteig treffen. Es ist viel los auf dem Weg entlang des Sees. Unsere Hoffnung, dass der Trubel auf der anderen Seite des Sees weniger werden würde bestätigt sich nicht. Im Gegenteil, der Weg wird immer breiter und auch Fahrradfahrer teilen sich mit uns die Strecke. Mit entspanntem Wandern hat das leider nicht mehr viel zu tun.
Wir entscheiden uns nach einiger Zeit daher dazu uns parallel zum Weg im Wald durchzuschlagen. Dort finden wir zahlreiche Rückegassen, die wir nutzen können und fühlen uns direkt wohler. Später stoßen wir dann wieder auf den Schluchtensteig, der sich über Kilometer auf riesigen befestigten Forstwegen durch den Wald schlängelt. Wir sind enttäuscht von der Wegführung, die vierte Etappe ist wirklich nicht schön zu gehen. Wo wir können nehmen wir Abkürzungen, die hochverdichteten Wege machen unsere Füße müde.
Kurz vor St. Blasien zeigt sich der Schluchtensteig von seiner schönsten Seite
Kurz vor St. Blasien kommt unverhofft dann doch noch ein Highlight dieser Tour: die Windbergwasserfälle und die Schlucht des Windbergbächles. Auf einem kleinen Pfad geht es durch den Bannwald, der an den Hängen der Schlucht wächst. Dass die Natur sich hier entfalten darf kann man sehen.
Wir hätten erwartet, dass es auf diesem Weg insgesamt viel mehr kleine Pfade wie zum Schluss geben würde. Der Schluchtensteig ist ein erst zehn Jahre alter Wanderweg, ich finde, man hätte ihn schöner anlegen können. Vielleicht geben wir ihm demnächst an anderer Stelle noch eine Chance. Falls ihr einen Tipp für eine schönere Etappe habt, lasst uns doch einen Kommentar da!
Wer jetzt noch nicht vollkommen abgeschreckt ist, der findet unter www.schluchtensteig.de alle wichtigen Information rund um die einzelnen Etappen.