Die ganze Nacht surrten die Mücken um die Sjnulttjie Hütte. Ich dachte, dass Mücken auch schlafen müssen, aber da es momentan nicht richtig dunkel wird, scheint das nicht der Fall zu sein. Morgens wird es im Zelt schnell warm, aber nach draußen wollen wir auf keinen Fall. Deshalb machen wir erstmal einen Schlachtplan: Zunächst packen wir so viel wie möglich im Zelt zusammen, dann flüchtet Manuel mit seinem Rucksack in die Hütte und ich bleibe im Zelt. So habe ich genug Platz im Zelt und Manuel kann in der Hütte seinen Rucksack sortieren. Zum Schluss falten wir das Zelt noch schnell zusammen und bringen es in die Hütte. Dort können wir es in Ruhe ordentlich verpacken.
Frustessen? Ach was, ein gutes Frühstück in Sjnulttjie steigert unsere Laune!
Unser Frühstück essen wir in der Hütte, wo es gemütlicher und erträglicher ist. Da unsere Stimmung wegen der vielen Mücken und Käfer immer noch gedrückt ist, nehmen wir uns jeder ein richtig leckeres Frühstück aus dem Rucksack. So essen wir Grieß und Milchreis und unsere Laune bessert sich langsam.
Als es losgeht, laufen wir wieder durch einen gewaltigen Mückenschwarm. Aber wir haben vorgesorgt und uns gut mit Repellent eingesprüht. Bald lichtet sich der Wald, wie auf der Karte angekündigt. An einem kleinen Bach mit Brücke füllen wir nach etwa einem Kilometer unsere Wasservorräte wieder auf. Sie waren völlig aufgebraucht und so nehmen wir auch noch einen kräftigen Schluck direkt aus dem klaren und kalten Bach. Herrlich!
Mücken weg – und plötzlich ist alles wieder perfekt
Weit vor uns sehen wir bereits die markante Steilwand des Laddievardduo. Eine ganze Weile nähern wir uns ihr, denn wir umrunden den Berg am Fuße dieser Steilwand. Der Weg ist einfach zu gehen, das Wetter perfekt, die Mücken kaum vorhanden und die Aussicht weit. Was will man mehr? Mir fällt nichts ein und ich genieße einfach in vollen Zügen.
Noch malerischer als die erste ist die nächste Brücke. Etwas schief und verbeult hängt sie über dem seicht dahinfließenden Fluss. Wir sind jetzt 2,5 Stunden unterwegs und machen hier eine längere Pause. Manuel packt die Kamera aus und ich verwöhne Lando mit etwas Schweineschmalz.
Alternative Wegführung über eine Endmoräne
Auf dem weiteren Weg weichen wir etwas vom Kungsleden ab und steigen auf eine parallel zum Trail verlaufende Endmoräne. Zuerst jammere ich ein wenig, weil wir dafür querfeldein durch ein paar Weidenbüsche müssen und ich mir im matschigen Boden nasse Füße hole, aber Manuel lässt sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. Und es lohnt sich. Auf der Moräne kommen wir zügig voran und haben die beste Aussicht!
Schließlich stößt der Kungsleden wieder zu uns und es geht steil bergauf. Mit dem Ende des Anstiegs erreichen wir auch die Grenze zwischen den Provinzen Norrbotten und Västerbotten. Wir staunen nicht schlecht: Plötzlich ist der Kungsleden orange statt rot markiert. Für uns ist das zunächst ein komisches Gefühl, waren wir doch immer nur rote Markierungen gewohnt. An was für banale Dinge man sich doch gewöhnt.
Wettlauf auf der Hochebene
Wir befinden uns nun auf einer Hochebene, auf der wir sehr schnell vorankommen. Nach einer Weile erregt der Kadaver eines kleinen Rentiers am Wegesrand unsere Aufmerksamkeit. Das Fell wurde abgezogen und ein Loch lässt vermuten, dass das Tier erschossen wurde. Wir halten kurz an und schauen uns das Tier genauer an. So nah kommt man einem Rentier eher selten. Es macht uns traurig, dass das Rentier so jung sterben musste, aber vermutlich gab es einen Grund für den Abschuss.
Mit hohem Tempo geht es weiter. Dazu trägt auch das Paar mit Hund vor uns bei. Manuel nimmt das Rennen auf und versucht die beiden einzuholen und Lando läuft hochmotiviert mit. Schließlich überholen wir, als die drei an einer Weggabelung kurz anhalten.
Toller ebener Zeltplatz, Fluss und Aussicht – aber wo kommen denn die Mücken her?
Kurz darauf schlagen wir unser Zelt auf und stellen fest, dass wieder überall Mücken sind. Lando kommt als erster ins Zelt und kurz darauf sitzen von innen bestimmt 200 Kriebelmücken auf dem Fliegengitter! Sie hatten sich in Landos Fell versteckt und kommen nun nicht mehr aus dem Zelt heraus. Die nächste halbe Stunde versuchen wir, sie aus dem Zelt zu bekommen. Zum Glück fliegen sie bereitwillig raus, wenn man ihnen die Chance dazu gibt. Nur die Stechmücken auf der anderen Seite des Moskitonetzes dürfen wir dabei nicht reinlassen.
Später beim Abendessen denken wir noch einmal an die vielen Mücken, die aus Lando gekommen sind. Bei genauerem Hinsehen stellen wir dann auch fest, dass der Hund ziemlich zerstochen ist. Wir beschließen, in Ammarnäs auf jeden Fall mehr Mückenschutzmittel zu kaufen, und zwar eines, das man Lando gut ins Fell schmieren kann.
Sjnulttjie
Beschreibung
Im Inneren der Sjnulttjie Hütte findet sich die typische Ausstattung schwedischer Schützhütten: ein Tisch mit Bank, ein Kamin, ein wenig Feuerholz und ein Besen. Direkt neben der Hütte finden wir einen einigermaßen ebenen Zeltplatz.
Tag 4: Sjnulttjie - Brücke am Lisvuojuhka
Profil
Beschreibung
Eine tolle Etappe mit fantastischer Landschaft und weiten Blicken. Der Kungsleden kreuzt hier die Grenze zwischen den schwedischen Provinzen Norbotten und Västerbotten. Es gibt überall jede Menge Zeltplätze.
Brücke am Lisvuojuhka
Beschreibung
An der Brücke am Lisvuojuhka gibt es viele Möglichkeiten zu zelten. Durch den Fluss ist die Wasserversorgung gesichert. Allerdings saßen im Gras eine Menge Kriebelmücken.