Im Shop von Unna Allakas frischen wir morgens, bevor wir uns auf den Weg Richtung Cunojávri machen, noch unsere Vorräte auf. Leider ist die Auswahl sehr klein, sodass es in den nächsten Tagen wohl häufiger „Pasta Bolognese“ von Blå Band geben wird. Naja, nach langen Wandertagen wird auch das schmecken! Außerdem ist dies auf unserer geplanten Route für die nächsten 12 Tage die letzte Möglichkeit unsere Vorräte aufzufüllen, sodass wir keine andere Wahl haben.
Die gutgemeinten Tipps des Hüttenwartes werden uns heute noch einholen
Gegen 10 Uhr brechen wir auf. Der Hüttenwart gibt uns den Tipp den unteren Weg am See zu nehmen, der neu angelegt wurde. Der alte Weg, etwas höher am Hang, sei überwuchert. Kurz vor der Cunojávri Hütte müssten wir einen Fluss durchqueren, wo wir aber nach seiner Aussage kaum nasse Füße bekämen. Und die Strecke von etwa sechs Kilometern sei in zwei Stunden machbar. Wir planen an der Hütte eine kurze Pause zu machen und dann Richtung Cáihnavággihytta weiterzulaufen. Der Hüttenwirt guckt uns nochmal prüfend an und stellt fest, dass wir insgesamt doch eine ganz schön große Tour vorhaben. Nach einem weiteren prüfenden Blick attestiert er uns, dass er denkt, dass wir gut ausgerüstet sind und wünscht uns viel Spaß!
Immer auf der Suche nach dem richtigen Weg nach Cunojávri
Kurz nachdem wir loslaufen kommt bereits alles ganz anders. Zuerst verlieren wir den Pfad und irren ein wenig durch matschige Weidenlandschaft bevor wir dann doch wieder auf unseren Track stoßen. Überall sind Mücken und wir nutzen mehrfach unser Dschungelöl. An der schwedisch-norwegischen Grenze machen wir eine kurze Fotopause. Irgendwie ist es total surreal, dass die riesigen, gelb angestrichenen Steinmännchen hier eine Landesgrenze markieren.
Wir nehmen wie empfohlen den unteren Pfad, der uns nach kurzer Zeit zu einer Watstelle führt. Also heißt es mal wieder Hose aus, Socken aus und rein ins Wasser. Auf der anderen Seite angekommen stellen wir fest, dass dies gar nicht der richtige Weg ist. Aber da haben wir die Hosen schon wieder angezogen. Wir schlagen uns querfeldein und ohne weitere Flussquerung zurück zum Weg durch und passen von da an besser auf, wo wir hingehen. Wir sind vielleicht einfach noch ein bisschen zu verwöhnt von den ausgetrampelten Wegen auf der schwedischen Seite.
Von wegen trockenen Fußes durch den Fluss!
Wie erwartet erreichen wir kurz vor der Cunojávri Hütte die vom Hüttenwart beschriebene Watstelle. Wir können die Hütte sogar am gegenüberliegenden Ufer schon sehen. Aber von trockenen Füßen kann gar keine Rede sein. Vom Schmelzwasser der vergangenen warmen Tage ist der Bach zu einem reißenden, vermutlich brusttiefen Fluss angeschwollen. An Furten ist an dieser Stelle nicht zu denken. Nachdem ich es probehalber doch probiere und nach dem ersten Meter bereits feststelle, dass der Fluss richtig tief ist, akzeptieren wir, dass wir hier nicht rüber kommen.
Wir wandern also flussaufwärts, natürlich wieder ohne Hose, denn die hatten wir uns im Versuch, doch durch den Fluss zu kommen schon ausgezogen. Gut, dass im Fjäll nicht so viele Menschen rumlaufen! Mehrfach versuchen wir den Fluss an breiteren Stellen zu queren, haben aber letztlich keinen Erfolg. Wir überlegen, uns zum alten, höher gelegenen Pfad durchzuschlagen und die dortige Furt zu begutachten. Irgendwo muss es doch auf die andere Seite gehen!
Auf dem Weg zum oberen Weg sehen wir schon von weitem, dass dort eine Brücke steht! Diese ist in unserer Karte sogar eingezeichnet. Im Vertrauen auf den “ortskundigen” Hüttenwart haben wir dies jedoch in unserer Tourplanung nicht mehr berücksichtigt. Der Pfad zur Brücke ist obendrein gut sichtbar und deutlich stärker begangen als der uns empfohlene.
Das ist die klapprigste Brücke, die wir jemals gesehen haben
Beflügelt beschleunigen wir unsere Schritte und kommen rasch näher. Die Brücke sieht ziemlich klapprig aus und hat eine steile Leiter am Anfang und Ende, aber sie führt über den Fluss. Nachdem ich die Brücke getestet habe, steht fest: für uns reicht es, aber Lando schafft es nicht über diese Brücke. Das Geländer ist ziemlich kaputt und fehlt teilweise vollständig und auch auf dem Boden fehlen Bretter.
Wir bringen all unser Gepäck hinüber und suchen dann weiter flussaufwärts eine geeignete Stelle, an der Lando schwimmen kann. Glücklicherweise befindet sich direkt oberhalb der Brücke ein See, sodass der Umweg nicht so groß ist. Nachdem wir alle heil auf der anderen Flussseite angekommen sind, ist es etwa zwei Stunden später und wir sind von der Sonne und den für Lappland ungewöhnlich warmen Temperaturen von etwa 25 Grad völlig erschöpft.
Wir laufen noch etwa zehn Minuten zur Cunojávri Hütte und finden diese urgemütlich und gut aufgeräumt vor. Aus den prognostizierten zwei Stunden sind mittlerweile schon sechs Stunden geworden. Als wir wieder nach draußen gehen, um unser Gepäck und Lando einzusammeln – beides hatten wir draußen gelassen – sehen wir zwei Personen an der Furt, an der wir einige Stunden zuvor gescheitert waren. Eilig laufen wir zum Ufer, um Ihnen den Weg zur Brücke zu erklären.
Wir sind nicht die Einzigen auf Irrwegen zur Cunojávri Hütte
Das Tosen des Wasser ist jedoch so laut dass wir kein Wort verstehen, obwohl uns höchstens fünf Meter trennen. Wir erkennen zwei Wanderinnen, die gemeinsam mit uns schon in Unna Allakas waren. Aufgeregt wedeln sie mit ihrer Wanderkarte. Nach einigen Minuten, lautem Brüllen und vor allem wildem Fuchteln mit den Armen, können wir ihnen verständlich machen, dass es flussaufwärts eine Brücke gibt. Als die beiden sich in Bewegung setzen, machen auch wir uns sofort auf den Weg.
Kurz nach uns treffen die beiden an der Brücke ein. Sie besprechen sich kurz, setzen ihre Rucksäcke ab und wirken ein wenig ratlos als wir nicht zu ihnen herüber kommen. Nach kurzer Zeit wagt sich eine der beiden auf die Brücke und sieht bei der Querung deutlich routinierter und geübter aus als wir kurz zuvor.
Bei uns angekommen, erklärt sie aufgeregt, dass sie unsere Wanderkarte im Fjäll gefunden habe. Wir erkennen die Karte, mit der sie an der Furt gewunken hatten wieder! Aber eine Wanderkarte vermissen wir nicht. Trotzdem sind wir wieder einmal erstaunt wie hilfsbereit die Menschen hier draußen sind. Ein bisschen plagt uns auch das schlechte Gewissen. Immerhin hat sie die doch wirklich wackelige Brücke für uns überquert und muss jetzt auch wieder zurück. Die beiden sind auf dem Weg nach Katterat und werden nicht in Cunojávri bleiben. Wir bedanken uns nochmals herzlich, dann trennen sich unsere Wege.
Unsere erste Nacht in einer norwegischen DNT Hütte: die Cunojávri Hütte
Zurück an der Hütte sind wir von den vielen Umwegen und Erlebnissen sowie der gnadenlosen Sonne so erschöpft, dass wir dort direkt auf dem Sofa einschlafen. Mehrere Stunden später beschließen wir heute nicht mehr weiterzulaufen. Später am Abend erreichen noch zwei Norweger die Hütte, machen es sich aber im Haupthaus bequem, während wir uns für die neuere Nebenhütte entschieden haben.
Auch am Abend sind wir immer noch erstaunt darüber, wie schön die Hütte eingerichtet ist, so mitten in der Wildnis. Es gibt viel zu lesen und auch zahlreiche Infos über die vor uns liegenden Etappen. Die norwegischen Hütten sind definitiv ein anderes Erlebnis als die schwedischen!
DNT Hütte Cunojávri
Die Hütte liegt direkt an einem See, zu dem die Norweger am Wochenende gerne zum Fischen kommen. Auch diese Hütte spielte im zweiten Weltkrieg eine bedeutende Rolle. Norwegische Flüchtlinge auf dem Weg nach Schweden suchten hier Zuflucht, wurden aber von den Nazis gefunden. Der norwegische Widerstand brannte die Hütte ab, damit sich das Geschehene nicht wiederholen konnte.
Betten: 9 in zwei Hütten, es gibt eine dritte Hütte nur für den Hüttenwart, der dort gelegentlich vorbeischaut (ich glaube es gab mehr Betten als auf der DNT Homepage angegeben)
Strom: 12V mit Solarpanel in der neuen Hütte, funktionierte nicht als wir dort waren
Bezahlung: im Nachgang per Paypal oder Überweisung
Schlüssel: DNT Schlüssel
Weitere Informationen: ut.no (nur norwegisch)
STF Unna Allakas Fjällstuga
Beschreibung
Die Hütte ist malerisch gelegen. Heute schlafen wir in richtigen Betten und genießen die Sauna ausgiebig. Im kleinen Shop kaufen wir etwas Essen ein.
Tag 4: Unna Allakas - Cunojávri
Profil
Beschreibung
Der vierte Tag: von Unna Allakas zur Cunojávrihytta.
Eigentlich ist die Strecke von Unna Allakas nach Cunojávri mit etwa 5 km bis 6 km nicht weit und es bietet sich an, nach einer kurzen Pause noch weiter zu laufen. Allerdings werden wir durch die späte Schneeschmelze und eine unverhoffte Begegnung zu Umwegen gezwungen. Schließlich ist es so spät, dass wir beschließen die Nacht in der wunderschönen Cunojàvrihytta zu verbringen.
Cunojávrihytta
Beschreibung
Die Cunojávri-Hütte liegt wunderschön mit Blick über den gleichnamigen norwegischen See. Die kleinere Hütte ist gut eingerichtet, angenehm hell und die noch relativ neu. Bewirtet ist sie nicht und ihr braucht den passenden Schlüssel vom DNT.