Jedes Jahr im Herbst verbringen wir eine Woche mit Freunden in den Ardennen. Dafür mieten wir ein Ferienhaus mit Whirlpool, Sauna und Kamin, bringen Beamer und Leinwand mit und machen es uns mit gutem Essen gemütlich. Die Zeit verbringen wir hauptsächlich drinnen, was schon angesichts der Jahreszeit oft eine bessere Idee ist. Trotzdem zieht es Manuel, Lando und mich immer wieder für kleine Auszeiten in den Wald. So waren wir dieses Jahr zweimal in den Ardennen wandern: eine kurze Tour rund um die Burg Reinhardstein und eine Wanderung am Wasserfall des Bayehon.
Warum wird es im Herbst nur schon so früh dunkel?
Für unsere erste Wanderung in Warchetal haben wir zwei Anläufe gebraucht, da wir im ersten Versuch einfach viel zu lange getrödelt haben. Als wir dann loskamen, war es schon fast 16 Uhr und somit nur etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang. Dementsprechend planten wir spontan um und sind nur etwa drei Kilometer gelaufen. Einen Tag später – im zweiten Versuch – liefen wir dann die geplanten etwa neun Kilometer. Aufgrund der unterschiedlich langen Wege, die wir gelaufen sind, können wir euch in diesem Artikel aber auch über viele Wegalternativen erzählen. Dazu aber unten mehr!
Vom Parkplatz an der Talsperre Robertville aus kommt man direkt auf einen kleinen Pfad durch einen Fichtenwald. Am Waldrand stehen große Buchen, deren Laub sich jetzt im Herbst auf den Weg legt. Damit erzeugt es auch im Nadelwald eine gemütliche Herbststimmung. Gleichzeitig federt der Waldboden unsere Schritte weich zurück. Wir haben einen trockenen Nachmittag in einer Woche voller Regen erwischt und die tiefstehende Sonne taucht den Wald in ein warmes Licht. Die dunklen Wolken geben einen tollen Kontrast dazu ab. Ziemlich zu Beginn öffnet sich der Blick ins Tal und man hat eine gute Sicht auf die gegenüberliegende Burg Reinhardstein.
Die Burg Reinhardstein
Die Burg wurde im 14. Jahrhundert errichtet, ging durch die Hände vieler Besitzer und verfiel schließlich. 1965 wurden die Ruinen entdeckt und wiederaufgebaut. Heute finden hier verschiedenste Veranstaltungen statt. Wer sich für die Burg interessiert schaut am besten mal in den Veranstaltungskalender oder besucht während der Öffnungszeiten das Museum: www.reinhardstein.net
Napoleons Nase ist ein Highlight dieser Tour in den Ardennen
Wir folgen den Schildern in Richtung Nez Napoleon, einem Felsvorsprung mit tollem Blick in das steil abfallende Tal. Auffällig ist, dass die Belgier in ihrer Forstwirtschaft ganz schön viel Kahlschlag betreiben. Von hier oben scheint der Wald in einzelne Parzellen geteilt zu sein. In der einen wachsen Lärchen in Reih und Glied, auf dem nächsten Stück stehen etwas ältere Fichten. Alles wird eingesäumt von einem komplett abgeholzten Gebiet. An einer anderen Stelle hat ein weitsichtiger Waldbauer auch Douglasien nachgepflanzt. Diese können dem Klimawandel, der der auch hier vorhanden Fichtenmonokultur zugesetzt hat, eventuell besser standhalten. In einigen Jahrzehnten kann man dann wohl überprüfen, ob dies wirklich ein Zukunftsbaum für unsere Region ist.
Achtung: nicht an jeder Stelle gibt es eine Brücke über den Fluss
Querung des Flusses La Warche
Auf unserem Weg gibt es mehrere Möglichkeiten den Fluss im Tal zu queren und auf der anderen Seite zurückzulaufen. Am ersten Tag nehmen wir die zweite Brücke und stellen auf dem Rückweg fest, dass die erste Brücke nicht mehr begehbar ist. Sie ist gesperrt und bereits halb eingestürzt. Allerdings kann man direkt daneben durch den kleinen Bach laufen, denn dort sind einige große Steine aufgeschichtet. Die zweite Brücke ist in gutem Zustand und kann genutzt werden. An der dritten in der Karte verzeichneten Querung finden wir nur eine Furt, aber kein Zeichen einer Brücke. Wer diese Querung meiden möchte kann noch eine Brücke weiterlaufen, dort kommt man wieder problemlos über den Fluss.
Wir nehmen die dritte Querungsmöglichkeit über den Fluss und wundern uns, dass an dieser Stelle keine Brücke sondern nur eine Furt auf die andere Flussseite führt. Bevor wir durchs Wasser waten ziehen wir Schuhe sowie Socken aus und krempeln die Hosen hoch. Es ist ganz schön kalt, die Steine sind ziemlich glitschig und das Wasser reicht uns etwa bis zur Hälfte unserer Schienbeine. Auf der anderen Seite erwartet uns ein Rastplatz mit Bank und Tisch. Wir machen eine kleine Pause bevor wir uns eilig auf den Rückweg machen, denn schon wieder neigt sich der Nachmittag dem Ende entgegen und es wird bald dunkel. Im Rekordtempo laufen wir den breiten und flachen Weg bis zum Wasserfall „Cascade de Reinhardstein“. Durch das nasse Wetter der vergangenen Tage führt er ordentlich Wasser und sieht eingerahmt durch den herbstlichen Wald beeindruckend aus.
Zweite Empfehlung zum Wandern in den Ardennen: ab zum Wasserfall des Bayehon
Wer Lust und Zeit hat, kann von dieser Tour aus auch einen Abstecher in das Nachbartal machen oder dort eine zweite Wanderung unternehmen. Es gibt einen weiteren Wasserfall und tolle Wege entlang des Bayehon zu entdecken. Bei Regen werden diese Pfade allerdings selbst zu kleinen Bächen haben wir festgestellt!
Wir machen uns an diesem Nachmittag auf den direkten Weg zurück zum Auto. Ein paar Tage später kommen wir jedoch zurück und schauen uns auch das Nachbartal noch an! Dort wandert man immer entlang von kleinen Flüssen und Bächen, mal durch den Wald und an anderen Stellen über die Hochmoorflächen des hohen Venns. Die Wege sind größtenteils klein und aufgrund des vielen Regens überschwemmt. Auch auf dieser Rundtour finden wir immer wieder Douglasien zwischen den Fichten. Ein Highlight ist der Wasserfall des Bayehon, der mächtig Wasser führt und mit großem Getöse einige Meter in die Tiefe fällt. Diese Wanderung sollte man auf keinen Fall verpassen!