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Unser erster Tag auf dem Kungsleden beginnt mit einem Besuch des Supermarktes. Hier kaufen wir Proviant für die nächsten fünf Tage und jede Menge Hundefutter ein. Einen Teil des Hundefutters wollen wir nach Saltoluokta vorausschicken, damit wir im nördlichen Abschnitt des Kungsledens, wo es keine Supermärkte mehr gibt, nicht so viel tragen müssen. Zunächst finden wir jedoch heraus, dass die schwedische Post nicht hierhin zustellt und dass wir das Paket dann etwa 100 Kilometer entfernt in der nächsten Post abholen müssten. Aber mit Bussgods sollte es funktionieren. Damit werden Pakete mit dem Bus transportiert. Wir müssen nur noch online eine Paketmarke bestellen. Aber genau das stellt sich als sehr schwierig heraus: ohne schwedische oder norwegische Telefonnummer geht hier gar nichts. Wir raten eine Nummer, um im Bestellprozess weiter zu kommen. Am Ende haben wir aber ohne Telefonnummer auch kein Tracking und der Versand soll inklusive der Handlingsgebühr, die der STF erhebt etwa 80 Euro kosten. Wir entscheiden, dass es uns das nicht wert ist und stecken unser Hundefutter erstmal in unsere Rucksäcke. Die fühlen sich danach auch direkt ziemlich schwer an. Naja, es wird ja jeden Tag etwas weniger.
Vor dem Supermarkt haben wir dann noch ein lustiges Erlebnis. Wir kommen ins Gespräch mit zwei Wanderern: Thomas und Sabine haben gerade den letzten Abschnitt des Kungsledens vollendet und in der Vorbereitung auf unserem Blog gelesen. Es ist das erste Mal, dass wir einen Leser persönlich kennen lernen und ein schönes Gefühl auch mal Gesichter zu den Lesern zu haben!


Der Kungsleden begrüßt uns dann mit einem heftigen Regenschauer. Innerhalb von Minuten sind wir klatschnass. Nach einer halben Stunde ist der Spuk allerdings vorbei und wir laufen bei bestem Wetter weiter. Nur von hinten hängt uns eine bedrohlich wirkende Wolke im Nacken. Schon nach dem ersten Anstieg und als wir die Skistation hinter uns gelassen haben, fühlen wir uns wie zu Hause. Die Landschaft ist atemberaubend schön und löst eine Hochstimmung in uns aus. Obwohl wir erst am frühen Nachmittag gestartet sind, laufen wir noch 18 Kilometer. Den heftigen Regenguss sitzen wir in der Schutzhütte Syterskalet aus, neben der wir dann in dramatischer Abendstimmung unser Zelt aufbauen. Hier treffen wir auch die ersten anderen Wanderer und freuen uns nach vielen doch sehr ruhigen Wochen in Norwegen nun auf die Trailgemeinschaft des Kungsleden.




Die Nacht wird windig, aber mittlerweile haben wir wieder Vertrauen in unser Zelt. Am nächsten Morgen geht es mit bester Laune und perfektem Wetter weiter. Die Landschaft ist weiterhin toll und wir staunen über die insgesamt sieben Brücken, die uns von Insel zu Insel über den Tärnasjön führen. An der gleichnamigen Hütte bleiben wir über Nacht und genießen die erste Sauna unserer Reise in vollen Zügen. Wir können nicht nachvollziehen, dass die Norweger so wenig Saunen haben. Nur die Hüttenwartin ist eine Katastrophe: sie versteht uns gar nicht und ist auch ziemlich verwirrt. Sie weist uns ein Zimmer zu, in das wir mit dem Hund nicht dürfen und wenig später erkennt sie uns nicht mehr wieder und prüft unsere Reservierung ein zweites Mal.



Seid wir die Grenze zu Schweden überschritten haben, ist das Wetter deutlich besser geworden. Bis Ammarnäs laufen wir komplett ohne Regen. Dort steht ein Pausentag an. Aber erstmal geht es zum Supermarkt. Der Inhaber schenkt jedem von uns ein Eis als er von unserer Tour hört. Während ich es esse spüre ich ein leichtes Kratzen im Hals. Und alle Befürchtungen bewahrheiten sich am nächsten Tag als ich mit Fieber aufwache. Aus einem Pausentag werden am Ende vier und auch danach laufen wir noch zwei Tage ziemlich angeschlagen weiter. Der Aufstieg hinter Ammarnäs fühlt sich entsprechend anstrengend an. Kalter Schweiß läuft uns beiden im Nacken herab und wir sind froh als wir neben der Rävfallstugan unser Zelt aufschlagen.





Im Gemeinschaftsraum der Hütte lernen wir Freek und Julia kennen, mit denen wir in den nächsten Tagen immer mal wieder Abschnitte gemeinsam laufen. Wir genießen es total, hier so viele Kontakte zu haben. Für uns geht es jetzt in bekanntes Terrain. Den Abschnitt zwischen Ammarnäs und Jäckvik und auch den gesamten weiteren Kungsleden kennen wir bereits. Wir erkennen vieles wieder und finden unsere Schlafplätze von damals. Zudem haben wir uns bewusst vorgenommen, den Kungsleden in vollen Zügen zu genießen und nur etwa 20 Kilometer pro Tag zu laufen. So fühlt sich dieser Abschnitt unserer Reise tatsächlich wie Urlaub an.






In Jäckvik sitzen wir ein angekündigtes Gewitter komfortabel aus. Wir haben uns hier eine Hütte gemietet und machen einen halben Pausentag, da es eine Waschmaschine gibt. Die müssen wir natürlich nutzen, denn andere Gelegenheiten zu waschen gibt es auf dem Kungsleden nicht. Am nächsten Tag geht es dann aber bei richtig starkem Regen weiter. 52 Millimeter Niederschlag sind angekündigt und wir bald klatschnass. Gut, dass wir uns abends nochmal eine Hütte gemietet haben.



Entgegen unserer Reise von 2020 gibt es aktuell nur sehr wenig Mücken. So sind sogar die vielen waldigen Abschnitte sehenswert. Hinter Jäckvik sehen wir eine Gruppe Unglückshäher, die wir direkt auf unserer Tierliste schreiben. Hier haben wir mittlerweile eine stattliche Anzahl an Spezies gesammelt. Sicherlich haben wir viel mehr Tiere gesehen, aber nur die, die wir eindeutig identifizieren können landen auf der Liste.
Dann müssen wir rudern: es gibt einen See, den man nicht mit dem Motorboot überqueren kann. Manuel bringt das Rudern schon wieder so aus der Fassung, dass ich die Paddel übernehme. Wind und Strömung treiben uns ein bisschen ab und da wir an unserer Seite nur ein Boot vorfinden, müssen wir auf der anderen Seite ein weiteres Boot abholen und zurückbringen. Dreimal rudern wir über den See und brauchen dafür insgesamt eine Stunde. Das bringt unseren Zeitplan etwas durcheinander, denn um 16 Uhr müssen wir am Riebnes sein. Dort fährt das nächste Boot, das uns nach Vuonatjviken bringt. Wir beeilen uns ziemlich und joggen sogar eine Weile über eine Hochebene. Schlussendlich sind wir um zehn vor vier am Anleger und können dort sogar noch unsere geschmierten Brote essen.


Ein Blick auf den Wetterbericht offenbart, dass die nächsten zwei Tage gut werden sollen bevor es wieder regnet. Da der vor uns liegende Abschnitt keine Hütten hat, entscheiden wir uns zwei lange Tage einzulegen. Wir laufen zunächst 32 Kilometer zum Piteälven und genießen den Blick vom Bartutte Massiv. 2018 hatten wir hier richtig nebeliges Wetter und konnten gar nichts sehen. Da ist uns tatsächlich ein großartiger Blick entgangen. Auf dem Weg dorthin passieren wir auch den Polarkreis. Ein kleines Schild an einer Birke weist darauf hin. Es ist ein ganz besonderes Gefühl dieses Jahr bis hierher gelaufen zu sein.

Am nächsten Tag führt uns der Weg über 34 Kilometer zum Bootsanleger vor Kvikkjokk. Nach etwas mehr als 20 Kilometern kommen wir an der Schutzhütte Tsielekjokkstugan vorbei. Wir wollen hier kurz rasten, aber als wir die Tür öffnen erwartet uns eine Überraschung: sieben Personen sitzen bereits in der Hütte und suchen Schutz vor dem gerade einsetzenden Regen. Wir können uns gerade noch dazuquetschen, für mehr Personen wäre in dem winzigen Raum aber wirklich kein Platz gewesen. So snacken wir nur schnell ein Paket Tucs, dann gehts weiter.



Um kurz nach 18 Uhr erreichen wir den Bootssteg. Wir hatten vorher bereits abgeklärt, dass wir noch übersetzen können. Björn holt uns ab und wie 2018 sind wir wieder erstaunt mit welcher Präzision er sein Boot durch enge Stellen manövriert. Wir kommen ins Gespräch und erfahren, dass er viele verschiedene Kartoffeln anbaut, darunter auch einige alte deutsche Sorten. Sein Wissen über die Pflanzenwelt hier oben scheint unerschöpflich: beim letzten Treffen hat er uns den Schachtelhalm und seine Anwendung als Heilpflanze näher gebracht. Dieses Mal lernen wir die Arznei-Engelwurz, die nach ihrem lateinischen Namen “Angelica archangelica” hier oben einfach Angelica genannten wird, kennen. Auch seine Schwester Helena treffen wir, die uns von den Hungersteinen in deutschen Flüssen erzählt. Kaum vorstellbar, dass dort so niedrige Flusspegel erreicht sind wie lange nicht, während die Flüsse und Seen hier soviel Hochwasser haben, dass aktuell stark davon abgeraten wird in den Sarek zu gehen, wo es keine Brücken gibt.
Wir haben uns eigentlich darauf gefreut in Kvikkjokk wieder in einem Bett zu schlafen, müssen aber feststellen, dass die Fjällstation komplett ausgebucht ist. Hier gibt es nichtmal offizielle Zeltplätze von denen aus man die Infrastruktur der Hütte nutzen kann. Enttäuscht schlagen wir unser Zelt auf einer Wiese nahe der alten Kirche auf. Hier stehen schon sicher 15 andere Zelte, wir sind also nicht die einzigen, die heute abgewiesen worden sind. Uns ärgert dabei weniger, dass es kein Bett gibt. Wenn alle belegt sind, lässt sich das nicht ändern. Wir fühlen uns allerdings unerwünscht und von oben herab behandelt, als wären wir nicht müde Wanderer, die auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit sind, sondern als wären wir lästige Störenfriede. Wir erfahren, dass es auch Anderen so ergangen ist. Eine solche Behandlung kennen wir sonst aus den Unterkünften des STF nicht. Schade!
