Wir stehen früh auf, denn bevor wir nach Jäckvik fahren, von wo aus unsere erste Etappe in den Pieljekaise Nationalpark startet, wartet heute Morgen noch eine Herausforderung auf uns: wir müssen einen Stellplatz für unser Wohnmobil finden.
Auf Grund der Corona-Pandemie können wir im Jahr 2020 nicht langfristig planen und Flüge nach Skandinavien gibt es überhaupt nicht zu buchen: bis kurz vor unserer Abreise ist noch nicht klar, ob wir dieses Jahr überhaupt frei durch Europa reisen können. Die Einreise nach Norwegen bleibt uns verwehrt, während die Einreisebestimmungen nach Schweden zu unserer Erleichterung kurz vor unserem Urlaub gelockert werden. Zum Glück können wir uns in der Familie kurzfristig ein Wohnmobil ausleihen. Es kann also losgehen. Nur einen geeigneten Stellplatz für das Wohnmobil während unserer Trekkingtour auf dem Kungsleden können wir aus Deutschland heraus nicht finden.
Wohnmobil Stellplatz in Arvidsjaur gesucht
Am Campingplatz kann und will man uns mit unserem etwas ungewöhnlichen Anliegen nicht weiterhelfen. Es scheint nicht allzu oft der Fall zu sein, dass Wohnmobilreisende ihr Gefährt für knapp zwei Wochen parken möchten. Auch am Straßenrand können wir nicht einfach für zwei Wochen parken. Nicht nur, dass wir uns mit dem Gedanken nicht richtig wohlfühlen, die Höchstparkdauer in Arvidsjaur beträgt nur einige Stunden und die Parkplätze sind auch zu klein für ein großes Fahrzeug.
Wir versuchen es daher in der Touristeninformation. Der nette junge Mann verneint, als wir nach Parkplätzen für Wohnmobile fragen und wirkt zunächst ein wenig ratlos. Aber nach einer kurzen Weile hat er die rettende Idee: der Inhaber einer nahe gelegenen Werkstatt ist ein netter Kerl sagt er. Wir sollten dort mal fragen. Nachdem wir dem Besitzer unser Problem erklärt haben, stimmt er zu: Auf dem Hof seiner Werkstatt dürfen wir unser Fahrzeug für die nächsten zwei Wochen parken! Glücklich und dankbar für die unerwartete und unkomplizierte Hilfe machen wir uns auf dem Weg zur Bushaltestelle.
Im Bus nach Jäckvik – jetzt geht’s gleich los
Mit dem Bus machen wir uns mittags von Arvidsjaur auf nach Arjeplog und weiter nach Jäckvik. Der Weg ist uns vertraut, denn wir sind bereits einmal von Jäckvik aus gestartet: vor zwei Jahren als wir bis Saltoluokta nach Norden gelaufen sind.
In Jäckvik angekommen stellen wir fest, dass der kleine Supermarkt durch einen deutlich größeren ICA ersetzt wurde. Das Sortiment, das sich an Wanderer richtet ist jedoch leider deutlich kleiner geworden. Wir kaufen noch dreimal gefriergetrocknetes Abendessen pro Person und zwei Schokomuffins. Auch Gas könnten wir hier noch kaufen, das benötigen wir aber dieses Jahr nicht.
ICA Supermarkt Jäckvik
Den neuen ICA Supermarkt in Jäckvik gibt es erst seit Februar 2020. Anders als im kleinen alten Supermarkt gibt es jetzt nicht mehr so ein großes Sortiment, das sich an Wanderer richtet. Wenn du hier deinen Proviant auffüllen willst, wirst du trotzdem alles Wichtige bekommen: Gefriergetrocknete Gerichte, Gas, Mückenschutz.
Die kleinste Bibliothek und Tesla Supercharger in einem Ort mit 32 Einwohnern
Vor dem Supermarkt essen wir den Muffin und bestaunen die wohl kleinste Bibliothek, die ich je gesehen habe. In einem kleinen Kästchen liegen eine Handvoll Bücher, die man sich hier ausleihen kann. Noch etwas beeindruckt uns: auf dem nur geschotterten Parkplatz gibt es mehrere Tesla Supercharger. Jäckvik ist nun wirklich nicht der Nabel der Welt, aber in Schweden scheint das Ladesäulen-Netz schon gut ausgebaut zu sein.
Dann machen wir uns auf den Weg. Hinter Jäckvik geht es erstmal für etwa fünf Kilometer bergauf. Bald steht uns der Schweiß auf der Stirn, was natürlich auch die Mücken appetitlich finden. Oben angekommen ergibt sich ein toller Blick zurück. Wir können die erste Tagesetappe unserer Tour von vor zwei Jahren von Jäckvik nach Norden überblicken und schwelgen nochmal kurz in Erinnerungen.
Lappland Romantik schon kurz nach dem Start im Pieljekaise Nationalpark
Dann wandern wir über eine baumfreie Hochebene, auf der wir erstaunlich schnell vorankommen. Als sich der Blick nach vorne öffnet, staunen wir erneut. Vor uns liegen die Berge des Pieljekaise Nationalpark von der Abendsonne angestrahlt.
Leider geht es für uns zurück in den Wald und ein kurzer Stopp an der Pieljekaisehütte zeigt uns, dass wir hier keinen Zeltplatz finden: das Gelände ist steil und verblockt. Stattdessen wandern wir weiter hinunter ins Tal und unsere Hoffnung auf einen Campingplatz sinkt. Ein junger Mann, der uns entgegenkommt dämpft unsere Erwartungen weiter. Die nächsten Plätze sind mindestens fünf Kilometer entfernt an der zweiten Brücke zu finden. Aber naja, hilft ja nichts, da müssen wir jetzt hin.
Pieljekaise Nationalpark
Der Pieljekaise Nationalpark wurde 1909 eingerichtet und ist nach dem gleichnamigen Berg benannt, der in der Umgebung schon von weit her zu sehen ist. Der Name bedeutet in der samischen Sprache „Ohrenberg“. Der recht kleine Pieljekaise Nationalpark ist einzigartig wegen seiner urwaldartigen Birkenwälder. Hunde sind im Nationalpark nur vom 01.01 – 30.04. oder auf dem Kungsleden ganzjährig erlaubt.
Pieljekaisehütte
Die Pieljekaisehütte besteht aus zwei Hütten. Sie ist für Tagesgäste geöffnet. Wer hier übernachten möchte, muss sich jedoch vorher einen Schlüssel besorgen. Mit diesem kann man den kleinen Schlafraum mit vier Betten öffnen. Den Schlüssel kann man im ICA in Jäckvik oder im Handelsbod in Adolfström gegen eine Gebühr abholen.
Rund um die Hütte kann man nicht zelten, da es sehr steinig und stark bewachsen ist. Kosten für die Übernachtung belaufen sich (2020) auf 150 SEK/Person.
Wurzeln und Steine rund um uns herum – und keine Aussicht auf einen Schlafplatz im Pieljekaise Nationalpark
Der Weg ist von Wurzeln und Steinen übersät und wir kommen nur langsam voran. Während Manuel vorangeht und sogar optimistisch ist vor der zweiten Brücke zelten zu können, ist meine Moral nicht mehr die Beste. Plötzlich finden wir an der ersten Brücke einen kleinen Trampelpfad, der uns zu einem flachen Platz ohne Büsche, dafür mit Bank und Feuerstelle führt. Das ist unser Schlafplatz und noch dazu viel früher als wir ihn erwartet haben. Wir schlagen sofort zu und selbst die Mücken können uns diesen Fund nicht verleiden. Der Blick über den See ist traumhaft und auch das Wetter scheint sich weiter zu bessern.
Nach dem Abendessen wollen meine Füße einfach nicht mehr warm werden wollten. Der anstrengende Tag hat mich so geschlaucht, dass mein Körper keine Energie mehr zum Aufwärmen hat. Zum Glück hatte Manuel etwas von seiner Wärme für mich übrig. Irgendwann nachts wache ich dann auf, weil mir viel zu heiß ist. Barfuß trete ich nochmal aus dem Zelt und blicke über den See auf dem gerade Nebel aufzieht. Wow, was für ein magischer Augenblick. Während ich langsam wieder abkühle, wird mir bewusst, dass es diese Momente sind, die ich hier oben so genieße!
Start in Jäckvik
Beschreibung
Tag 1: Jäckvik - Zeltplatz
Profil
Beschreibung
Der Kungsleden führt auf dem Abschnitt von Jäckvik immer wieder durch Wald. Besonders an Hängen liegen auch viele Steinblöcke, sodass es ratsam ist, früh nach geeigneten Zeltplätzen Ausschau zu halten. Wer dies erst tut, wenn er müde ist, könnte überrascht sein, dass er noch ein paar Kilometer laufen muss, bis sich eine passende Gelegenheit bietet.
Zeltplatz nach der Pieljekaisestugan
Beschreibung
Hinter der Pieljekaisestugan ist das Gelände steil und waldig. Es gibt keine geeigneten Campingplätze. Etwa 1,3 km nach der Stugan und noch vor der ersten Brücke gibt es aber einen wunderbaren Zeltplatz mit Bank und Feuerstelle.