Inhaltsverzeichnis
Start: Evje
Ende: Dalen
Distanz Abschnitt: 157,6 km
Wandertage: 9
Gesamtstrecke: 286,4 km
Planung des nächsten Abschnittes
Der zweite Abschnitt unserer Tour führt uns zunächst durch das Setesdalen nach Norden und dann nach Osten Richtung Dalen. Wir haben einige Zeit überlegt, ob wir stattdessen nach Dølemo weitergehen sollen und dort in das Wanderwegenetz einsteigen. Aber die 50 Kilometer an einer doch befahrenen Straße haben uns abgeschreckt. Mit Lando an der Leine ist es echt anstrengend an Straßen zu laufen, wo ständig Autos an uns vorbeifahren.
Stattdessen erwandern wir uns also das Setesdal. Hier verläuft neben der großen Straße auf der anderen Seeseite eine kaum befahrene Straße, die gleichzeitig auch als Radweg ausgeschildert ist. Etwas weiter nördlich knicken wir dann nach Osten ab und steigen in das DNT Netz ein und laufen nach Dalen weiter.
Tag 10 – 11: Evje – Storestraumenschleuse
25.05. – 26.05.2022 (20,4 km | 21,4 km)
Etwa zweieinhalb Tage laufen wir durch das malerische Tal. Dabei finden wir fast immer eine Möglichkeit neben dem Asphalt im Schotter, Sand oder einer Wiese zu laufen. Nicht perfekt, aber ziemlich gut. Meine Blasen heilen langsam ab, aber ganz kommen wir nicht an unsere geplanten Tagesziele. Sobald die Füße uns zu verstehen geben, dass sie genug haben, suchen wir uns einen Übernachtungsplatz. Am ersten Abend finden wir über Park4Night einen kleinen Platz direkt neben der Straße und am zweiten Abend übernachten wir an der Storestraumenschleuse.
Die Schleuse liegt direkt an einem Autorastplatz, aber etwas abseits finden wir ein sichtgeschütztes Plätzchen. Die Nähe zum Parkplatz hat den Vorteil, dass es dort eine Toilette und sogar warmes Wasser gibt. Wir treffen dort auch ein deutsches Pärchen im Wohnmobil, die uns nach unseren Plänen fragen und uns morgens zum Kaffee einladen. Das nehmen wir doch gerne an!
Tag 12 – 14: Storestraumenschleuse – Nutevasshytta
27.05. – 29.05.2022 (20,3 km | 16,2 km | 12,9 km)
In Ose machen wir für den Supermarktbesuch einen kleinen Umweg und füllen unsere Vorräte nochmal auf. Danach verlassen wir das Tal. Wehmütig blicken wir beim Aufstieg in die Berge noch einmal zurück. Der Weg durch das Setesdal hat uns wirklich gut gefallen.
Vor uns liegt jetzt ein Anstieg von 500 Höhenmetern. Schwitzend gehen wir ihn an. Entlang des geschotterten Weges stehen unzählige Schneemobile. Vermutlich steigen die Bewohner der obenstehenden Hütten ab einer bestimmten Höhe im Winter auf diese Gefährte um. Für uns geht es nun endlich auf einem Wanderweg weiter. Das rote „T“ markiert den Einstieg in das Wandernetz des DNT. Aber schon nach wenigen Metern verläuft sich der Weg und wir stehen in einem Sumpf.
Zunächst versuchen wir noch trockenen Fußes durch den Matsch zu kommen. Doch bald geben wir auf. Das schmatzende Geräusch bei jedem Tritt wird in den nächsten Tagen zum Takt unserer Wanderung. Aber selbst wenn man akzeptiert, dass die Füße den ganzen Tag nass sein werden, ist es doch irgendwie anstrengend dies auszuhalten.
Hinzu kommt, dass der Weg alles andere als einfach ist. Keine Wegmarkierungen, schwieriges Gelände. Und zu allem Überfluss liegen überall durch die Schneelast umgeknickte oder durch den Biber gefällte Bäume. So finden wir uns mal kletternd wieder und mal robben wir auf allen Vieren unter einem Baumstamm her. Als wir an der ersten Hütte, der Nutevasshytta, ankommen, steht daher fest: wir brauchen eine Pause und bleiben heute Nacht hier. Der Ofen verströmt bald eine wohlige Wärme und nach fünf Tagen im Zelt fühlt es sich nach unendlichem Luxus an, dass wir uns heute Abend mit warmen Wasser waschen können.
Tag 15 – 16: Nutevasshytta – Nystøyl – Hovstøyl
30.05. – 31.05.2022 (10,2 km | 13,5 km)
Doch die Berge machen uns auch in den nächsten Tagen zu schaffen. Da in der Sumpflandschaft an zelten nicht zu denken ist, hangeln wir uns von Hütte zu Hütte und genießen es abends einen Blick in die Speisekammer zu werfen und uns reichlich zu bedienen.
Hier treffen wir auch Tina zum ersten mal. Sie läuft ebenfalls den NPL und so ist unsere Route in den nächsten Tagen identisch. Immer wieder treffen wir uns unterwegs oder spätestens abends an der nächsten Hütte. Es ergibt sich das eine oder andere angenehme Gespräch und gemeinsame Abendessen.
Kurz vor Hovstøyl meldet sich plötzlich mein Knie wieder. Am Vortag bin ich zweimal hintereinander ausgerutscht und auf meinem Knie gelandet. Auf der Außenseite ist ein großer Bluterguss. Vielleicht war der Sturz der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Das sowieso schon belastete Knie schmerzt heute wieder. Ich versuche es mit weniger Belastung: auf gerader Strecke kann ich über eine Drehung des Beins nach außen die gröbste Knickbewegung des Knies umgehen. Bergauf und bergab muss das andere Bein zusammen mit den Wanderstöcken herhalten. Wir werden langsamer, aber meine gute Laune hält. Die Blicke sind heute fantastisch und das kann mir auch mein Knie nicht verderben. Gut fünf Kilometer humpel ich so bis zur Hütte. Dort merke ich, dass das Knie geschwollen und warm ist. Zeit für Kühlung.
Tag 17: Pause in Hovstøyl
01.06.2022
Da mein Knie am nächsten Morgen noch nicht wiederhergestellt ist, beschließen wir noch einen Tag zu bleiben. Mit meiner Faltflasche gefüllt mit kaltem Wasser kühle ich das Knie bestmöglich. Dazu reibe ich es mit einer Salbe ein, die die Norwegerin Tina mir gibt.
Tatsächlich traue ich mir am nächsten Tag die anstehenden zwei Etappen nach Dalen zu. Hier trennen sich auch Tinas und unser Weg: God tur, Tina!
Tag 18 – 19: Hovstøyl – Dalen
02.06. – 03.06.2022 ( 18,7 km | 24,1 km)
An diesem Tag geht es nochmal durch die Berge und auf einem Nebenweg durch einen Bergsattel. Als Lando aufgeregt schnuppert, sind wir alarmiert. Und kurze Zeit später steht plötzlich das erste Rentier vor uns und beäugt uns neugierig bevor es langsam weiterzieht. So südlich hätten wir noch keine Rentiere erwartet, aber meine Knie sind plötzlich vergessen.
Kurze Zeit später erblicken wir auch den ersten Kuckuck. Seine Rufe begleiten uns schon einige Zeit, aber bisher blieb der Vogel für uns unsichtbar. Was für ein Tag! Dazu ist der Blick hier oben weit und wir sind mit den Bergen versöhnt. Der nächste Tag verläuft zu einem großen Teil auf der Straße und vor allem geht es viele Höhenmeter nach unten. In sechs Serpentinen windet sich die Straße hinunter nach Dalen. Und während mein Knie bei jedem Schritt stärker schmerzt, wird mir klar, dass ich so nicht weitergehen kann.
Kurz bevor ich zu dieser Erkenntnis gelange, schlage ich jedoch das Angebot eines Norwegers uns im Auto mit hinunter zu nehmen aus: ich möchte es zu Fuß schaffen!
Tag 20 – 21: Pausentage in Dalen
04.06. – 05.06.2022
Wir beschließen zunächst einen Pausentag zu machen, um uns zu sortieren und einen Plan auszuarbeiten. Auf dem Weg zum Supermarkt laufen wir durch eine kleine Straße auf der für eine Veranstaltung aufgebaut wird. Uns spricht ein Mann an. Wieder ist es der Norweger, der uns angebotenen hatte uns mitzunehmen. Er erklärt uns, dass es morgen ein gemeinsames Frühstück des Dorfes auf der Straße geben wird und lädt uns ein. Das Angebot nehmen wir gerne an.
Wir verbringen zwei Tage in Dalen. Dabei lassen wir es ruhig angehen und schonen mein Knie. Wir fahren zu einer Stabkirche mit historischen Häusern um die Kirche herum. Direkt am Campingplatz beobachten wir Biber und es gibt einen tollen Rundweg durch ein kleines Wäldchen. Die einmalig schöne Sauna können wir leider nicht nutzen: sie ist über Pfingsten ausgebucht.
Dann steht fest: wir überspringen den nächsten Abschnitt mit etwa 100 Kilometern und fahren mit dem Bus nach Rjukan. Dort gibt es ein Krankenhaus, wo ich mein Knie abchecken lassen kann. Zusätzlich gibt es mir die Möglichkeit dem Knie ein paar Tage Auszeit zu geben. Drückt mit uns die Daumen, dass es damit getan ist und die Reise weitergehen kann!
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