Das gute Wetter hat sich auch über Nacht gehalten, sodass wir bei strahlendem Sonnenschein in eine neue Etappe auf dem Kungsleden aufbrechen. Direkt nach Kvikkjokk geht es zunächst ein Stück bergauf. Mein Körper fühlt sich müde an und ich muss nach dem Pausentag erstmal wieder reinkommen. Wir laufen eine ganze Weile durch einen Fichten- und Birkenmischwald. Da Wälder auf dem Kungsleden nicht so oft sind, genießen wir den ungewohnten Wegabschnitt besonders.
Ohne Zeitdruck unterwegs zu sein, ist etwas ganz besonderes
Die Herbstsonne wärmt heute nochmal richtig stark. Wir finden einen großen Stein direkt am Wegesrand auf dem man gut liegen kann und lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen. Herrlich! Ohne Zeitdruck können wir entspannt die Seele baumeln lassen, denn dank unserer großzügigen Zeitplanung könnten wir jederzeit unser Zelt aufschlagen und bleiben. Nach der Pause und dem ersten Anstieg geht es mir jedoch wieder besser: das Weiterlaufen fällt leichter und Zelten ist hier mitten im Wald sowieso unpraktisch.
Diesen Teil des Kungsleden laufe ich nicht zum ersten Mal
Spannend ist, dass ich diesen Abschnitt des Kungsleden 2012 schon mal gelaufen bin. Ich suche überall nach Abschnitten, Landmarken oder Seen, die ich wiedererkenne könnte. Aber meine Erinnerung scheint wohl eher schlecht zu sein, jedenfalls dauert es bis zum Nachmittag bis ich wieder Bilder von der damaligen Tour in die Landschaft einordnen kann. Am Stuor Dáhtá haben wir damals Pause gemacht und die ersten Mückenstiche gesammelt! Auch wir können bei der tollen Szenerie dort nicht widerstehen und machen eine weitere Pause. An dem See mit den sanften waldbewachsenen Hügeln und einigen höheren Bergen im Hintergrund können wir uns gar nicht sattsehen.
Unterwegs auf der Spur von Bär oder Vielfraß
Später am Nachmittag finden wir einen großen Fußabdruck auf dem Weg. Wir sind uns unsicher, um welches Tier es sich handelt, aber es könnte wohl ein Bär sein. Oder ein Vielfraß? Leider sind wir uns nach der Recherche zu Hause immer noch nicht sicher, auf wessen Spuren wir unterwegs waren. Weiß jemand von euch weiter? Schreibt uns einen Kommentar!
Der Abdruck macht uns aber klar, dass wir wirklich in einer der letzten wilden Regionen Europas unterwegs sind. Ein Schild, das kurz hinter Pårte das Betreten des Sarek Nationalparks ankündigt, bestätigt dieses Gefühl.
Auf dem Kungsleden in den Sarek – wo die Natur noch fast völlig ursprünglich ist
Nun sind wir im Sarek! Wir durchstreifen ihn nur ganz am Rand, aber es fühlt sich trotzdem besonders an. Hunde dürfen übrigens auf dem Kungsleden mit durch den Sarek genommen werden. Auch übernachten im Zelt ist erlaubt. Direkt hinter der Brücke über den Gállaktjåhkå finden wir einen guten Schlafplatz. Meine Fantasie spielt mir jedoch nachts einen Streich: Bären und Wölfe schleichen vor meinem inneren Auge rund um mein Zelt, Elche sind kurz davor darüber zu stolpern und mich unter ihnen zu begraben. Ich hol mir Lando ins Zelt, nicht nur um mich zu beruhigen, sondern auch um meine kalten Füße zu wärmen. Trotzdem wache ich am nächsten Morgen wie gerädert auf.