Inhaltsverzeichnis
Start: Trondheim
Ende: Grong
Distanz Abschnitt: 234,2 km
Wandertage: 10
Gesamtstrecke: 973,1 km
Tag 56 – 57: Trondheim
10.07. – 11.07.2022
Zwei Tage Pause in Trondheim haben meinem Schienbein gut getan. Der Schmerz ist zwar noch nicht ganz weg, aber wir wollen weiter. Während unserer Zeit in Trondheim haben wir die weitere Strecke geplant. Rund 470 Kilometer liegen noch vor uns, bis wir wieder auf unsere geplante Route stoßen. Wir verschaffen uns einen Überblick über die Supermarktsituation und decken uns erst einmal bis Grong ein. Das liegt etwa auf halber Strecke und bis dahin können wir dem Nordleden folgen.
Auf Shoppingtour in Trondheim
Da unsere Schuhe mittlerweile durchgelaufen sind und einige Asphaltkilometer vor uns liegen, beschließen wir außerdem, uns in Trondheim Trailrunningschuhe zu kaufen. Die haben wenigstens etwas Dämpfung. Unsere Barfußschuhe haben auf allen Arten von unbefestigten Wegen gut funktioniert, aber auf Straßen werden die Füße schnell müde. Außerdem sind sie verschlissen und haben Löcher im Stoff.
Beim Verlassen des Schuhgeschäfts ziehen wir die neuen Schuhe direkt an und werfen die alten in den Müll. Die Dämpfung fühlt sich seltsam ungewohnt an. Fast so, als hätten wir kleine Sprungfedern unter den Füßen. Und mit diesen erkunden wir die Stadt: Wir besuchen den Dom, das Pilgercafé und fahren mit den E-Scootern durch die Straßen. Da wir schon letztes Jahr in Trondheim waren, erkennen wir viele Ecken wieder.
Tag 58: Trondheim – Storsand Gård Camping
12.07.2022 | 19,9 km
Ausnahmsweise ist auch mal für einen Tag schönes Wetter angesagt, als wir weiterwandern. Der Nordleden führt hier zusammen mit dem Olavsleden entlang des Trondheimfjords. So haben wir immer wieder schöne Ausblicke auf das Meer. Aber es sind auch viele Leute unterwegs. Klar, wir sind ja noch am Stadtrand von Trondheim.
Am Wegesrand entdecken wir eine Pflanze, die aussieht wie der Riesenbärenklau. Den kennen wir aus Deutschland und sind sofort vorsichtig. Er ist giftig und sollte auf keinen Fall angefasst werden. So läuft Lando immer dicht an bei uns. In einer Pause recherchieren wir und finden heraus, dass es wohl eher der Persische Bärenklau ist. Der ist in Norwegen eine echte Plage und wird auch Tromsø-Palme genannt. Aber auch bei dieser Pflanze ist Vorsicht geboten.
Gleichzeitig ist es drückend heiß und das Laufen anstrengend. Trotz des Ausblicks auf den Fjord, schleppen wir uns durch den Tag. Dafür finden wir am Abend einen Campingplatz mit Blick auf den Fjord. Während wir unser Abendessen zubereiten, schwimmen in der Nähe Schweinswale vorbei. Es sind die kleinen Dinge, die einen Tag doch noch zu einem richtig guten Tag werden lassen!
Tag 59: Storsand Gård Camping – Monaplassen
13.07.2022 | 27,6 km
In den nächsten Tagen folgen wir grob dem Olavsweg und dem Nordleden, die auf kleinen Pfaden nach Norden führen. Manchmal nehmen wir aber auch Abkürzungen über kleinere Straßen. Meine Schienbeinschmerzen kommen und gehen. Ich kann mir keinen Reim darauf machen. Auf jeden Fall bin ich frustriert, wenn die Schmerzen wieder schlimmer werden. Trotzdem kommen wir recht zügig voran. Unsere Tagesetappen werden nach und nach länger und plötzlich sprechen wir immer öfter von 30 Kilometern, die täglich vor uns liegen.
Guter Tipp auf der Suche nach einem Campingplatz
Doch an diesem Abend suchen wir erst einmal einen Zeltplatz und verlängern damit unfreiwillig unsere Tagesetappe: Wir hatten gehofft, in einem Shelter Schutz vor dem Wetter zu finden, doch dieser ist völlig heruntergekommen und überall liegt Mäusekot. Ein vorbeikommendes Ehepaar rät uns, noch ein paar Kilometer weiterzulaufen und den neuen Shelter Monaplassen zu nutzen. Obwohl wir schon ziemlich müde sind, machen wir genau das und finden tatsächlich eine tolle Schutzhütte vor.
Allerdings gibt es hier so viele Mücken, dass wir uns doch entscheiden, unser Zelt im Shelter aufzuschlagen. Aber immerhin sind wir so dem strömenden Dauerregen entkommen und haben sogar Bänke zum Sitzen. Am Shelter gibt es außerdem einen Stempel für unser Pilgerheft. Entlang des Nordleden gibt es davon nur wenige, weil kaum jemand diesen Pilgerweg geht.
Tag 60: Monaplassen – Markabygda Kirkestue
14.07.2022 | 29,8 km
Immer wieder kommen wir mit den Menschen, die wir unterwegs treffen, ins Gespräch. Diese Momente sind eine große Bereicherung für uns. Als wir an einem kleinen Picknickplatz am Ausetvatnet eine Pause im Regen machen, treffen wir einen Mann. Er grüßt uns und geht dann wortlos zwischen seinem Auto und einem kleinen Boot hin und her.
Als er fertig ist, kommt er freundlich lächelnd auf uns zu. In der Hand hält er eine Thermoskanne und fragt uns auf Norwegisch, ob wir einen Kaffee möchten. Wir fühlen uns fast ein wenig schuldig, als wir ihm auf Englisch erklären, dass wir gerne einen Kaffee trinken, aber leider kein Wort norwegisch sprechen. Er lächelt uns breit an und entgegnet: “That doesn’t matter. The coffee tastes the same!”
Weiterhin jeden Tag Regen in dieser Region Norwegens
Bei einem dieser Treffen erfahren wir auch, dass es bereits den ganzen Juni geregnet hat. Da hatten wir im Süden noch Glück mit dem Wetter. Die Temperaturen bewegen sich um 12 Grad herum und auch das sei eher ungewöhnlich. Wir müssen wieder an Sophie und Markus denken, die sich gerade weglos durchs Blåfjell schlagen. Bei den derzeitigen Bedingungen ist das sicher kein Zuckerschlecken.
Wir halten unsere Motivation mit festen Unterkünften hoch, die wir am Nordleden immer wieder finden. Während es tagsüber regnet, haben wir wenigstens abends eine feste Unterkunft mit einer Heizung, die wir immer einschalten. Gleichzeitig zu lesen, dass in Deutschland eine Hitzewelle herrscht und in Spanien und Portugal die Wälder brennen, ist mehr als einmal unser Gesprächsthema.
Pilgerunterkunft at its best: der Schlafsaal
Heute Abend kommen wir bei strömendem Regen in Markabygda Kirkestue an. Die Unterkunft wird von der Gemeinde betrieben und wir schlafen zum ersten Mal in einem Schlafsaal mit Feldbetten. Zwei Niederländer sind schon da und wir tauschen uns beim Tee über unsere Erlebnisse aus.
Tag 61: Markabygda Kirkestue – Soria Moria Camping
15.07.2022 | 27,4 km
Der Olavsweg/Nordleden führt von hier wieder ins Fjell hinein. Von Manja wissen wir, dass dieser Abschnitt ziemlich nass war, als sie vor einigen Wochen hier vorbeikam. Bis zum nächsten Ort, Verdal, sind es etwa 30 Kilometer und durchs Fjell schaffen wir das definitiv nicht an einem Tag. Wir überlegen kurz und planen um: Auf kleineren Straßen laufen wir Richtung Küste und dann noch ein paar Kilometer entlang der E6. Auf der Open Street Map Karte sehen wir aber, dass die Schnellstraße überall einen Gehweg hat.
Gesagt, getan, es wird ein langer Tag und wir machen einen kurzen Zwischenstopp an einem Einkaufszentrum, um Manuels kaputte Kopfhörer zu ersetzen. Die benutzen wir dann auch gleich auf dem weiteren, recht eintönigen Wegstück an der Straße entlang.
Tag 62: Soria Moria Camping – Stiklestad
16.07.2022 | 8,2 km
Auf dem Weg zum geschichtsträchtigen Ort Stiklestad wandern wir durch die längste Birkenallee Norwegens. Über drei Kilometer säumen die Bäume unseren Weg, dann sind wir an der Stelle angekommen, an der vor fast tausend Jahren der heilige Olav in der Schlacht von Stiklestad gefallen ist. Wir sind zwar nicht gläubig und Menschen, die sich gegenseitig die Köpfe einschlagen, haben die Welt sowieso selten wirklich vorangebracht, aber diesen historisch spannenden Ort schauen wir uns trotzdem gerne an. Da das Freilichtmuseum leider schon geschlossen hat, checken wir direkt im Hotel ein und genießen einen halben Tag Pause.
Tag 63: Stiklestad – Steinkjer
17.07.2022 | 31,9 km
Bei Stiklestad verlassen wir den Olavsleden. Andere Pilger treffen wir jetzt nicht mehr. Nun können wir noch einige Tage dem Nordleden folgen, der aber erstens deutlich schlechter markiert ist und zweitens nur in Teilabschnitten existiert. So suchen wir uns immer öfter unseren ganz eigenen Weg.
Und dieser führt uns zunächst einmal weiter nach Steinkjer. Nach der kurzen Etappe vom Vortag haben wir heute wieder richtig Energie. Der Weg dagegen ist eher langweilig, denn wir folgen einer Schotterstraße nach der anderen. Wir nutzen die Zeit, um mit der Familie zu telefonieren und so vergehen einige Stunden, bis wir schließlich in Steinkjer ankommen. Auf einem ziemlich heruntergekommenen Campingplatz bekommen wir spontan eine kleine Hütte und können so wieder einmal eine Nacht im Trockenen schlafen und unsere Schuhe trocknen.
Tag 64 – 65: Steinkjer – Snåsavatnet – Strindmoen Camping
18.07. – 19.07.2022 | 31 km | 9,5 km
Hinter Steinkjer beginnt ein Abschnitt, auf dem es plötzlich nur noch braunes Wasser gibt. Sieht nicht sehr appetitlich aus, ist aber wohl ungefährlich und nur durch die höher gelegenen Moorflächen gefärbt. Wir trinken das Wasser nicht gerne und kochen es ab, wann immer es geht.
An einem unscheinbaren Parkplatz ist ein Ort ausgeschildert, an dem alte Felszeichnungen zu sehen gibt. Das Rentier, das hier zu betrachten ist, ist lebensgroß und wurde vor etwa 6000 Jahren in den Fels geritzt. Es wurde erst vor wenigen Jahren beim Bau der Eisenbahn entdeckt. Auf dem dunklen Stein ist es gar nicht so einfach zu sehen. Leider hat das Café auf dem dazugehörigen Parkplatz geschlossen und so ziehen wir bald weiter.
Doch dann streikt mein Körper wieder einmal: Magen-Darm-Beschwerden sind genau das, was uns jetzt noch gefehlt hat. Wir legen einen kurzen Tag ein und bleiben schon nach wenigen Kilometern auf dem nächsten Campingplatz. Ich döse den ganzen Nachmittag vor mich hin und versuche mich zu erholen.
Tag 66: Strindmoen Camping – Snåsa
20.07.2022 | 20,3 km
Insgesamt drei Tage lang kann ich kaum etwas zu mir nehmen, ohne dass mir übel wird und dementsprechend sinkt meine Leistungsfähigkeit tagsüber. Wir übernachten noch im Snåsa Hotel, in dem früher der selbsternannte Heiler Joralf Gjerstad wirkte. Bei Wikipedia lesen wir mehr über ihn und können nur mit dem Kopf darüber schütteln, das es Menschen gab, die ihm eine Bühne gegeben haben. Bei Abendessen und Frühstück macht das Hotel mit uns keinen guten Schnitt, denn mein Appetit ist zurück und wir schlagen uns richtig den Bauch voll.
Tag 67: Snåsa – Grong
21.07.2022 | 28,6 km
Der Abschnitt zwischen Snåsa und Grong führt uns nun zum ersten Mal direkt auf die E6. Es gibt keinen Gehweg mehr und wir laufen zwischen Autos, Wohnmobilen und Lastwagen am Straßenrand. Das ist sehr unangenehm und wir beeilen uns dementsprechend, um diesen Teil so schnell wie möglich hinter uns zu bringen. Zum Glück können wir immer wieder ein Stück parallel zur Straße auf alten Abschnitten der E6 laufen. Allerdings sind diese Wege sehr sumpfig und machen auch nicht wirklich viel Spaß.
In der Mitte der Etappe machen wir eine kleine Pause auf dem Heia Gjestegård und lassen uns gleich mehrere süße Teilchen und Kuchen mit Kaffee schmecken. Von hier aus ist es zum Glück nicht mehr weit, bis eine Nebenstraße abzweigt, der wir bis Grong folgen können. Mitten im Regen, aber gut gelaunt und voller Tatendrang kommen wir schließlich in Grong an.
Tag 68: Grong
22.07.2022
Trotzdem legen wir einen Tag Pause ein, um uns zu waschen und einzukaufen. Ab hier begleitet uns der Nordleden nur noch einen Tag bis zu seinem Ende und wir sind erstaunt, wie schnell wir auf diesem Abschnitt vorangekommen sind!
Die Pause nutzen wir auch, um Manuels völlig zerrissenes und mittlerweile auch viel zu großes T-Shirt zu ersetzen. Ansonsten hat der verschlafene Ort Grong aber nicht viel zu bieten.
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