Der Hüttenwart in Alesjaure versorgt uns morgens mit dem Wetterbericht für heute und morgen. Demnach soll es heute noch ganz gut sein, gegen Abend oder spätestens morgen soll allerdings ein Sturm mit Niederschlag aufziehen. Er warnt uns zudem vor dem steilen Abstieg der auf dem Kungsleden hinter dem Tjäktja Pass auf uns wartet. Dass dieses Stück ganz besonders anspruchsvoll sein soll, haben wir jetzt schon mehrfach gehört.
Die nächste Etappe des Kungsleden führt bis zur Tjäktja-Hütte, die unterhalb des letzten Anstieges zum Tjäktja Pass liegt. Bis dorthin sind es etwa 13 km. Auf dem 12 km langen Weg zur danach liegenden Sälka Hütte überquert man dann den höchsten Punkt des Kungsleden, den 1150 m hoch gelegenen Tjäktja Pass.
Neuschnee droht den Tjäktja Pass einzuschneien
Es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass der herannahende Niederschlag den noch schneefreien Pass mit dem ersten Neuschnee bedecken wird. Unsere Lust bei Sturm und Nässe über den Tjäktja-Pass zu stapfen, hält sich in Grenzen. Daher beschließen wir, die beiden nächsten Etappen zusammenzulegen und heute soweit es geht, zumindest aber bis hinter den Pass, zu laufen.
Wir brechen gegen 9 Uhr auf und merken schon bald, dass es heute ungemütlich werden wird. Die Wolken hängen bereits tief in den umliegenden Berggipfeln. Wenig später fängt es an zu regnen. Der Kungsleden ist nass und matschig und die Temperaturen liegen nur leicht über dem Gefrierpunkt. Der Weg führt uns zunächst bis kurz vor die Tjäktja Hütte sehr flach und gut begehbar durch das Alisvággi Tal. Dann folgt der steile Anstieg um etwa 150 Meter zu der auf 1000 Meter gelegenen Hütte. Mit jedem Höhenmeter wird es merklich kälter und der eisige Wind zusammen mit dem Regen kühlen uns zunehmend aus.
Die Brücke zur Tjäktja Hütte ist abenteuerlich wackelig
Als die Hütte schon in Sichtweite ist, stehen wir plötzlich vor einer wackeligen Brücke. Das dort befestigte Schild weist darauf hin, dass sie nur von einer Person betreten werden darf. Wir sind skeptisch, was eine Überquerung mit Hund angeht und entschließen uns daher unten durch den Fluss zu furten. Dieser ist sehr flach und gut zu durchqueren, aber in die Schlucht hinabzusteigen, durch die er fließt erfordert Trittsicherheit.
Die Brücke braucht man übrigens nur zu queren, wenn man zur Tjäktja Hütte hinüber möchte. Wer direkt nach Sälka weitergehen möchte, folgt dem Kungsleden einfach hinauf auf den Pass. Obwohl wir noch weiter wollen, haben wir uns entschieden an der Hütte eine Mittagspause einzulegen und etwas Schutz vor dem nasskaltem Wetter zu suchen. Es ist mittlerweile richtig unangenehm und trotz des steilen Anstieges frieren wir alle drei.
STF Hütte Tjäktja
Etwa 100 Höhenmeter unterhalb des Tjäktja-Passes liegt die Hütte mit selbigen Namen. Hier ist auch der seltene Vielfraß unterwegs. Die Hütte liegt etwas abseits des Kungsleden.
Betten: 11-25
Shop: nein
Sauna: nein
Bezahlung: Cash oder Kreditkarte
Weitere Infos: swedishtouristassociation.com
Nach der Pause geht es zum höchsten Punkt des Kungsleden: dem Tjäktja Pass
Eine halbe Stunde bleiben wir an den Tjäktja-Hütten, dann machen wir uns auf den Weg hoch zum Pass. Die Landschaft ist hier alpin, Stege führen jedoch durch das Geröll, sodass man recht gut laufen kann. So kommen wir zügig voran und der steilste Teil des Anstieges lag auch schon vor der Hütte. Etwa eine Stunde später stehen wir oben und genießen den spektakulären Blick. Ein eisiger Wind weht, aber es ist zumindest trocken. Wir machen noch eine kleine Pause in der Schutzhütte oben auf dem Pass, in der man wohl in einer Notsituation auch übernachten könnte. Uns bietet sie einen angenehmen Schutz vor dem kräftigen und kalten Wind.
Wir bemerken jetzt auch, dass der Pass zwei ganz verschiedene Landschaften trennt. War das Gelände beim Aufstieg noch alpin und steinig, ist der Boden nur wenige Meter hinter dem Pass bereits wieder mit saftig grünem Gras bewachsen. Der Abstieg ist auf den ersten Metern tatsächlich steil und durch die Nässe auch ein bisschen rutschig, aber wir haben es uns nach all den Erzählungen schlimmer vorgestellt. Der Blick öffnet sich weit in das Tal des Tjäktjajåkka und wir können die gesamte Strecke bis Sälka bereits überblicken: in diesem Tal werden wir die nächsten beiden Tage unterwegs sein.
Der Weg nach Sälka ist steinig und anstrengend
Nachdem wir wieder unten im Tal sind, zieht sich die Strecke gefühlt unendlich lang hin. Wir sind müde und der Weg ist übersät mit Steinen, die die Füße beanspruchen. Immer wieder rutschen wir auf den nassen Steinen ab und müssen genau schauen, wie wir unsere Füße setzen. Ich bin müde und versuche meine beiden Mitwanderer davon zu überzeugen, dass wir nicht mehr bis nach Sälka laufen. Leider ohne Erfolg: die beiden wollen weiter und locken mich mit der Sauna, die an der Hütte auf uns wartet.
Auf der anderen Flussseite grast eine kleine Herde Rentiere. Das heitert meine Laune auf! Leider sind die Tiere zu weit weg, um ein gutes Foto zu machen. Aber es sind die ersten Rentiere, die wir in freier Wildbahn sehen und wir sind alle aufgeregt – besonders natürlich die Hunde!
Mindset ist alles: ich schaffe es trotz schwindender Kräfte noch bis Sälka
Beim Weiterwandern merke ich jedoch schnell wieder, dass ich am Ende meiner Kräfte bin. Ich beschließe keine Energie mehr auf Herumnörgeln zu verschwenden und stattdessen alles ins Vorankommen zu stecken. Plötzlich bin ich in einem anderen Mindset und schaffe es so auch noch bis zur Sälka-Hütte. Wow, 25 Kilometer mit schwerem Gepäck durch steiniges Gelände sind geschafft! Wir zelten etwas unterhalb der Hütte und finden uns nach dem wohlverdienten Abendessen schnell in der Sauna wieder! Der Hüttenwart achtet darauf, dass wir alle pünktlich die Sauna verlassen, da auch diese Hütte überbelegt ist und mehrere Gäste in der Sauna schlafen werden. Müde aber stolz die Strecke geschafft zu haben, falle ich im Zelt in einen tiefen Schlaf.
STF Hütte Sälka
An den Hütten in Sälka kreuzen sich zwei Täler. Hier zweigen viele Wanderer vom Kungsleden in Richtung Kebnekaise ab. Von hier aus kann man zahlreiche Tagestouren unternehmen, wodurch sich Sälka perfekt für einen Pausentag eignet.
Betten: 51-75
Shop: Ja
Sauna: Ja
Bezahlung: Cash oder Kreditkarte
Weitere Infos: swedishtouristassociation.com
STF Alesjaure Fjällstuga
Beschreibung
Tag 4: Alesjaure - Sälka
Profil
Beschreibung
Von Alesjaure nach Sälka ist es eine lange Etappe. Bis zum Tjäktjapass sind es etwa 350 m Aufstieg. Wem diese Etappe zu weit und zu anstrengend ist, der kann auch nur bis zur STF Tjäktjastuga laufen. Sie ist ziemlich genau in der Mitte der beiden Etappen. Der Blick vom Pass hinein ins Tjäktjavaggi ist atemberaubend: In diesem phantastischen Tal werden wir die nächsten zwei Tage unterwegs sein und es vollständig durchlaufen.