Wir werden geweckt von Alexanders erstauntem Ausruf, dass im Bereich des Deltas wo der Tjäktjajåkka in den Kaitumjaure fließt, eine Elchkuh mit ihrem Kalb weidet. Was soll ich sagen: so schnell waren wir selten aus dem Zelt! Dieser Anblick ist selbst hier oben auf dem Kungsleden keine Alltäglichkeit und wir wollen ihn uns nicht entgehen lassen. Eine Weile beobachten wir die majestätischen Tiere, dann frühstücken wir.
In Kaitumjaure trennen sich die Wege unserer kleinen Gruppe
Das Wetter ist perfekt, die Sonne strahlt vom Himmel und wir sind nur noch zwei Etappen von unserem Ziel entfernt. In unserer Planung haben wir mehrere Puffertage vorgesehen, falls etwas Unvorhergesehenes passiert, wie schlechtes Wetter oder einfach langsames Vorankommen. Da wir diese bisher nicht genutzt haben, entscheiden Manuel und ich uns dazu heute einen Pausentag einzulegen und einen der umliegenden Berge zu besteigen. Alexander dagegen will aufbrechen und versuchen die beiden Etappen bis Vakkotavare durchzulaufen, denn sein Schlafsack ist nicht warm genug für die frostigen Temperaturen.
So trennt sich unsere Gruppe nach dem Frühstück und ich habe ein leicht flaues Gefühl im Bauch. Eigentlich wollten wir den Kungsleden gemeinsam beenden, aber das wird nun nichts mehr. Das stimmt mich traurig. Aber frieren und schlecht schlafen bringt natürlich auch nichts.
Hütte Kaitumjaure
Von der Hütte in Kaitumjaure kann man den wunderbaren Blick über den gleichnamigen See genießen. Hier ist ein guter Ort, um Elche zu beobachten!
Betten: 26-50
Shop: ja
Sauna: ja
Bezahlung: Cash oder Kreditkarte
Weitere Infos: swedishtouristassociation.com
Manuel und ich besteigen heute den Hausberg der Kaitumjaure-Hütte
Manuel und ich entscheiden uns dazu den Sánarcohkka zu besteigen. Mit 1580 Metern ist er schon ganz schön hoch. Ein Schild kurz hinter Kaitumjaure weist uns den Weg und verspricht, dass wir drei Stunden zum Gipfel brauchen.
Zum Gipfel geht es steil bergauf. Zunächst ist der Weg noch gut zu sehen, dann verläuft er sich immer mehr. Bald laufen wir weglos durch die Wiesen. Rund um uns öffnet sich derweil ein gewaltiges Panorama. Die steilen Berghänge und das Tal des Tjäktjajåkka können wir nun überblicken. Auch der langgezogene Kaitumjaure liegt malerisch vor uns. Der Schnee auf den Berggipfeln lässt die Berge besonders hübsch aussehen! Wir sind fasziniert.
Plötzlich ist Lando spurlos verschwunden
Dabei lassen wir Lando wohl einen Moment zu lange aus den Augen. Er nutzt die Gelegenheit und rennt bergauf davon. Wir sehen noch eine Herde Rentiere weglaufen, dann ist auch Lando verschwunden. Laut rufend laufen wir hinterher. Lando bleibt aber verschwunden. Die Rentiere haben sich bergauf ins Geröll gerettet wo Lando keine Chance hat ihnen hinterherzulaufen. Minuten vergehen, in denen wir keine Spur von Lando finden. Dann plötzlich sehen wir ihn fast ganz unten am Fuße des Berges in Richtung der Hütten in Kaitumjaure laufen. So laut wir können rufen wir seinen Namen. Glücklicherweise hört er uns und macht sich auf den Weg bergauf.
Etwa 10 Minuten später ist er wieder da, aber völlig außer Atem. Kein Wunder, er ist bestimmt 300 Höhenmeter wieder runtergelaufen und musste diese nochmal erklimmen. Abkühlung bietet ein Bad im nächsten Schneefeld, dann geht’s mit Lando an der Leine weiter bergauf.
Kurz vor dem Gipfel geben wir auf: durch das Geröll kommen wir nicht weiter
Im weiteren Verlauf wird das Geröll immer gröber und wir springen schließlich über riesige Felsbrocken. Lando tut sich dabei sichtlich schwer und ich finde es auch zunehmend anstrengend immer genau eine Leinenlänge vor oder hinter Lando zu balancieren.
Schließlich entscheiden wir, nicht mehr weiter hinauf zu gehen und kehren etwa 100 Höhenmeter vor dem Gipfel um. Die Aussicht auf dem Rückweg ist weiterhin großartig: wir können uns gar nicht daran sattsehen. Jedem, der in Kaitumjaure ein bisschen Zeit hat, kann ich diese Tour absolut empfehlen.
Der Tag endet übrigens wie er angefangen hat: mit dem Beobachten der Elchkuh, die immer noch unten im Delta weidet. Mittlerweile sind auch die anderen Besucher der Hütte auf die beiden aufmerksam geworden!